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150 Psych, ötud. XLII. Jahrg. 3. u. 4. Heft. (März-April 1915.)
werden Sie sehen; aber die 1000 Mark werden Sie mir nicht mehr
bezahlen können, denn am 9. Januar 1915 werde ich sterben."—
„Und ist sie gestorben?" fragte lächelnd unser Freund den Er-
zähler, und der Inspektor antwortete: „Am 12. Januar 1915
wurde sie beerdigt/4---
Als dieser Bericht m der „Deutschen Wacht** am 14. Febr.
1915 erschien, fragte ich in ihrer Redaktion sofort an, ob er auf
Wahrheit beruhe. Da wurde mir versichert, daß der Berichterstatter
sich für die Wahrheit seines obigen Berichtes verbürgen
könne, da er alles miterlebt hätte. Und der Berichterstatter
sei der Redaktion als durchaus glaubwürdig bekannt.
Namen wollte man mir jedoch aus begreiflichen Gründen nicht
nennen. Wir haben hier also wohl eine echte Prophezeiung vor uns,
dessen letzter Teil sich allerdings noch bewahrheiten muß. Was
sich von ihr bisher erfüllte, wurde mir als wahr verbürgt und hat
demnach wissenschaftlichen Wert. Leider ist uns die Quelle unbekannt
, aus der das Mütterchen seine Prophezeiung schöpfte.
Vielleicht war's ein Wahrtraum, auf den das Landvolk mehr
achtet, als viele glauben wollen. Da ich immer unter dem Landvolke
lebte, habe ich viele derartige Wahrträume ganz einfacher
Leute miterlebt, die sich erfüllten. Ich könnte hierüber viel Interessantes
berichten. Erst kürzlich erzählte mir eine durchaus
glaubwürdige Frau, sie erfahre alles vorher, was sie selbst und
ihre Kinder beträfe. Alles Unheil kündige sich bei ihr durch ein
Knacken im Kopfe an. Dies Knacken sei bei jedem Kinde anders.
Jedes Kind habe einen anderen Charakter und so sei auch das
Knacken im Kopfe für jedes Kind charakteristisch. Die Wahrheit
dieser Angaben wurde mir von der Familie jener Frau verbürgt
und es wurden mir viele Wahrträume derselben erzählt, die die
Zukunft enthüllten und die sich doch erfüllten, obwohl alles getan
wurde, ihre Erfüllung zu verhindern. Dieser Fall steht durchaus
nicht vereinzelt da, ein Beweis für mich, wie reich unser
Volk noch an innerlichen Erlebnissen ist, von denen nur die ganz
und gar veräußerlichten modernen Menschen nichts wissen, mit
Ausnahme jener „Stillen im Lande**, von denen Friedrich Lienhard
m seinen schönen Dichtungen so viel Gutes für Deutschlands Zu-
kunft erhofft. E. *W. Dobberkau.
f) Armanentum. Unter der Aufschrift: „Aufschwung**
erhielten wir (dat. Wien, am 10. Jänner 1915), die nachfolgende
Zuschrift: Viele Zeitgenossen vermochten sich infolge ihrer Reifung
über verschiedene, unsere Zeit beherrschende Lebensauffassungen
zu erheben und haben ihr Wirken einer höheren und edleren
Lebensbestimmung geweiht. — Andere fühlen, daß auch für
sie die Zeit eines Aufschwunges, durch den sich ihre Lebensverhältnisse
klarer und wertvoller gestalten sollen, gekommen ist.
Doch nicht durch eine äußerliche Umgestaltung der Lebensformen,
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