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162 Psychische Studien. XL1I. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1915.)
Erscheinungen gültig ist, - Telepathie aber kann es dann nicht
sem.....
Für den Wissenschaftler liegt bei dem Phänomen der Erscheinungen
die größte Schwierigkeit in dem Umstände, daß die
„Spirits" in Kleidern erscheinen. Es ist albern, anzunehmen, daß
sie dieselben Kleider haben, welche sie im Leber trugen und dieser
Umstand hat den Skeptizismus außerordentlich begünstigt; man
glaubt alles eher, als daß es Geister sind, die erscheinend)
Nur die bereits erwähnte Kommunikation^ - Methode der
,m e n t a 1-p i c t u r e s\ der geistigen Bilder, macht die Erklärung
leicht. Deshalb hat die Besprechung derselben Prof. H y s 1 o p
dem Kapitel über die Erscheinungen vorangestellt. - in der Tat
leicht, nachdem wir Grund zu glauben haben, daß sie eine Tat-
sache ist und wir den Prozeß etwas verstehen. „Ich habe gezeigt
", sagt Prof. H y s 1 o p , „daß die Gedanke* des Kommunikators
in der Form von Halluzinationen oder Phantasmen auf die
Kontro?le oder den Psychiker 2) übertragen werden, und daß dann
diese Bilder, Visionen oder Erscheinungen beschrieben werden,
als seien sie Wirklichkeiten." Was also dem Medium als wirklich
erscheint, ist nur ein Gedanke des sich Mitteilenden. H y s -
lop bringt folgendes Beispiel:
„In einer Mitteilung, die angeblich von meinem Vater kam,
erwähnte er sein Gewehr und ich nahm die Gelegenheit wahr, zu
fragen, was er damit schoß. Die Antwort: Schweine, Rinder und
Kaninchen würde richtig gewesen sein. Aber das Medium sagte:
Füchse, Wölfe, Falken und Adler, von welchen, mit Ausnahme der
Falken, nichts dergleichen in meiner Heimat existiert und daher
waren die Tatsachen falsch gegeben. Ich berichtigte das Mißverständnis
, das sich beim automatischen Schreiben ereignete,
nicht. Am nächsten Tag, als das Medium in Trance kam, in
welchem es Erscheinungen sieht, beschrieb es die Einzelheiten
einer Metzger-Szene aus meinen früheren Tagen, und fragte, ob
nicht hierzu das Gewehr gebraucht wurde, korrigierte also spon-
tan den Irrtum vom vorhergehenden Tage und beantwortete so
meine Frage.
*) Vgl. „Psych. Studien" 1900, Aprilheft, £. 201 ff., wo unser
lieber Freund und langjähriger Mitstreiter P. C. Revel (Lyon) auf
Grund eingehender Experimentalstudien mit den verschiedensten
Medien die sonderbare Erscheinung von Gewändern an den Phantomen
auf einen dem Visionär fremden EinfluU als direkte telepathische
Folge einer Krisis zurückführt, der das überlebende
reale Wesen des Verstorbenen unterließt. Bedauerlicher Weise
bleiben aber derartige wichtige Nachweise sogar in den nächstbeteiligten
Forscherkreisen unbeachtet oder werden rasch wieder
vergessen! — Red.
2) Prof. Hyslop wählt stets den Ausdruck Psychiker für
Medium. P.
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