Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 174
(PDF, 159 MB)
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174 Psychische. Studien. XL1I Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1915)

(„Die Astralebene", S. 3) selbst darauf hin, daß auch diese Erkenntnisse
täuschend sein kennen, so daß der Hellseher erst der
Schulung eines Meisters bedarf, also eines fremden Einflusses und
sich damit einem Einflüsse unterstellt, den er selbst nicht kontrollieren
kann.2)

Es kann nicht wundernehmen, daß diese Unsicherheit auch
in der Geschichte der theosophischen Bewegung zum Ausdruck gekommen
ist. Sie befindet sich heute in einer Selbstzersetzung
von der sie weder die eifrige Verfechterin der Ceheimlehre, Annie
Besant, noch die Persönlichkeit Dr. Rudolf Steiner's
retten kann. Es scheint, daß jene höhere Erfahrung nicht ge-
nügt hat, um über gewisse Fragen, besonders die nach dem Wesen
Christi, eine einwandfreie Lösung zu bekommen. Dazu kommt aber
noch etwas anderes: während die einen Anhänger der Theosophie
nach wie vor in der Geheimlehre Anfang und Ende alles Wissens
sehen, betonen die anderen mehr die Gegenwart mit ihren ethischen
und sozialen Aufgaben, da nur der sittlich hochstehende Mensch
nach der Theosophie imstande ist, mit Erfolg in die Geheimnisse
einer höheren Welt einzudringen.

So hat auch in der Theosophie die Gegenwart ihr Recht ge-
fordert und bei vielen an die Stelle esoterischer Spekulation die
Forderung gesetzt, für die Gegenwart zu leben und zuerst deren
Pflichten zu erfüllen. Ein großer Unterschied zwischen dieser Art
Theosophie und dem modernen Christentum besteht natürlich nicht
mehr.3) Es scheint sogar, daß auch das ältere Christentum in dieser
Art Ideengemeinschaft wiederaufgelebt ist, wenn man an die Anschauungen
denkt, die R. Steiner und andere von dem Wesen
und der Person Christi vertreten haben. Daneben hat aber auch
der moderne Kritizismus stark an die verschlossene Pforte der

2) Die Theosophie verfällt hier im Grunde genommen in denselben
Fehler, den sie dem Spiritismus vorwirft, daß er sich willenlos
unter den Einfluß unbekannter Wesen stelle. Wer theosophischen
Vorträgen beigewohnt hat, wird häufig die unglaubliche Leichtgläubigkeit
beobachtet haben, mit der manche Theosophen alles hinnehmen
, was ihnen angeblich durch okkulten Einfluß geboten wird.
Bedenklich muß es übrigens stimmen, daß der Reichs Verwalter in
Lhassa, den nach Speyer („Die indische Theosophie/ S. 317) der englische
Major Waddeil anläßlich der englischen Expedition 1904
nach den Lamas von Tibet und der Geheimlehre fragte, weder von
dem Dasein der einen, noch der andern etwas wußte. Mit welcher Unbefangenheit
bei manchen Theosophen Wahrheit und Irrtum durch-
einandergeht, zeigt unter anderem auch der Theosoph Judge, der
von seinen Anhängern als „Weltlehrer* und rechtmäßiger Nachfolger
derBlavatzky angesehen wird, während er so wenig unter
seinen Zeitgenossen bewandert ist, daß er in dem Buche: „Echos
aus dem Orient* von Flammarion und R. Steiner als Verstorbenen
redet!

3) Vgl. die Arbeiten von Dr. Grävell in den vorangehenden
Heften. — Red.


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