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176 Psychische Studien. XLII. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1915.)
zung anderer, ähnlicher feiner Stoffe sind solche Wesen imstande,
sich uns zu äußern, uns zu erscheinen oder z. B. durch Klopftöne
unsere Aufmerksamkeit zu erregen.
Dagegen hatte schon vor dem Auftreten des deutschen Spiritismus
, derWeinsbergerArzt und Dichter Just.Kern er, der ja übrigens
von spiritistischen Sitzungen keine Ahnung hatte, nachdrücklich
vor einer blinden Hinnahme dieser Erscheinungen gewarnt
und die Mahnung ergehen lassen, die Geister zu prüfen, ob sie von
Gott kämen, oder einen anderen Ursprung hätten. An dämonische
Geisteswesen, wie sie nach der Theosophie existieren, hat K e r n e r
allerdings, da er streng bibelgläubig war, nicht geglaubt. Trotz-
dem war mit dem Wiederaufleben der Theosophie in Deutschland
auch in den Spiritismus ein neues Element hineingekommen, indem
man jetzt mit Möglichkeiten rechnen mußte, an die früher
niemand gedacht hatte. Konnten nicht solche dämonische
Wesen, deren Vorhandensein natürlich für uns weder zu beweisen
noch zu widerlegen ist, die Fähigkeit haben, mit Hilfe von gewissen
Überresten der Verstorbenen ein, wenn auch nachgemachtes Bild
von diesen zu schaffen, um auf diese Weise ihren Neigungen zu Betrug
und Täuschung zu folgen? Denn das Bizarre und Groteske
das vielfach den Materialisationen innewohnt, ist immer wieder
erwähnt und hervorgehoben worden. Mit der Theosophie kam
aber noch eine andere Reihe von Möglichkeiten in den Spiritismus
hinein, die das ursprünglich einfache Problem bedeutend erschwer-
ten. Die theosophische Weltanschauung setzte an Stelle der alten
spiritistischen Dreiteilung des Menschen eine Vierteilung, soweit
es sich um die Sinnenwelt handelt: neben dem physischen Körper
unterscheidet sie noch den Ätherkörper und den Astralkörper als
Sitz der Wünsche und Begierden, während sie das reine Denken
dem Mentalkörper zuweist. Somit war das Problem der Materialisation
, wenigstens vom theosophischen Standpunkte aus, noch um
einige Möglichkeiten bereichert; es war bei dieser Frage in Betracht
zu ziehen, ob nicht auch Astral und Mental des Mediums
selbst oder einer anderen der sinnlichen oder einer anderen Welt an-
gehörigen Persönlichkeit bei den Materialisationen im Spiel sein
konnte.
ung von einer achten Sphäre, wo diejenigen dem Untergänge entgegengehen
, die ein völlig anmoralisches Leben auf der Erde geführt
haben, kehrt bei Kerner wieder (von einem Geiste wird
behauptet, daß er nicht selig werden könne). Die Angaben über
das Wesen der siebenten, für deren Bewohner alles mit Finsternis
erfüllt ist, wie Leadbeater S. 11 schreibt, kehren fast wörtlich in
dem Buche von Friese wieder, das deshalb auch den Selbstmördern
diesen Ort als Aufenthaltsort anweist. Auch die Beschreibung der
höheren Abteilungen dieser Welt (die ersten drei bei L. erinnern
an das „Sommerland* des Spiritismus, selbst das „Komplement* in
Friese's Buch kehrt bei Leadbeater wieder) zeigt bei den beiden
letztgenannten Schriftstellern eine große Aehnlichkeit.
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