Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 179
(PDF, 159 MB)
Bibliographische Information
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Kaindl: Wiederverkörperung.

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ihren Ursprung, da diese Sonderung des Allgeistes sich vermöge
einer jedem Einzelwesen immanenten Grundtendenz, dem Selbsterhaltungstriebe
, vollzieht.

„Der niedrigste Standpunkt menschlicher Entwicklung",
heißt es in der „Botschaft der Vernunft*', „ist das erste Gewahrwerden
, die bloße Empfindung des Daseins. Nur noch ein dunkles
Gefühl durchzuckt und erschüttert das schlummernde Leben und
richtungsloser Wille, gestaltungslose Ahnung führen zuerst den
Keim aus seiner kalten Umhüllung. Der dunklen Empfindung des
Daseins fehlt noch jede Erkenntnis der wahren Bedeutung und inneren
Berechtigung desselben. Es fühlt nur sich allein, erfaßt sich
noch nicht in einem Zusammenhange, einer Gemeinschaft; es
weiß nur von seinem Dasein, und wo es ein anderes gewahr wird,
ist es ungewiß, ob dieses nicht ein Raub des seinigen sei. Im an-
geborenen Bedürfnis, sich erhalten zu müssen, das um so gewalt-
samer wirkt, je weniger es aufgehellt ist, sieht es sich bedroht,
ohne zu wissen wodurch; Erhaltung ist ihm noch Selbsterhaltung;
ein anderes Dasein, das ihm begegnet und das Gefühl des eigenen
in ihm erweckt, regt nur jenen Trieb der Selbsterhaltung an, weil
mehr seines inneren Inhaltes ihm noch nicht zum Bewußtsein ge-
kommen ist. Das Fremde, wie es dem ersten begegnet, steht demselben
sogleich als feindlich gegenüber, weil es das einzige ist, von
dem Gefahr ausgehen könnte. — Nach diesem bloßen Triebe der
Selbsterhaltung, aus der Empfindung des Bedrohlseins wählt das
unentwickelte Dasein auch die Art und Weise seiner Verteidigung.
Auch diese zeigt sich feindlich. Auf Kosten des anderen will es
ach erhalten und durch dessen Überwältigung und Hinwegräumung
s,ch selbst sicher stellen. Unaufhörlicher Kampf ist der öde Ge-
nuß dieses Lebens und fortwährender Sieg seine angstvolle Sicherheit
. Furcht und Gewalt sind die Grundlagen seines Bestehens und
Selbstsucht die erste Entwicklungstufe, die es erstiegen. Weil die
Selbstsucht aber nur vom eigenen Dasein weiß, so hält sie auch
alles andere für ihr angehörend und trägt keine Scheu, wenn sie
vermag, es sich anzueignen. Zu der Gewalt furchtsamer Selbsterhaltung
gesellt sich der Frevelmut begierigen Raubes. — Des
Lebens wahre Güter liegen noch in der Ferne und seine Seligkeit
birgt noch ein unerkanntes Jenseits. —

Auf die Selbstsucht aber können wir alles zurückführen« was
wir das Böse nennen: Gewalt, Feindschaft, Haß, Neid und was
sonst für unholde Gestalten die Tiefen des menschlichen Daseins
bevölkern. Auch die Selbstsucht mit ihrem ganzen Heer will nur,
was alle unsere Strebungen wollen; sie will sein, sich Dasein
schaffen und das Geschaffene erhalten und vermehren.

Auf verkehrte Weise strebt die Selbstsucht noch, aber daß sie
strebt, ist ihr Recht und ihre Hoffnung, daß s i e ihr (?) Streben
einst berichtigen werde. —

12*


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