Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 180
(PDF, 159 MB)
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180 Psychische Studien. XLIL Jahrgang, 5. Heft. (Mai 1915)

Lieblos, unvernünftig ist zwar die Selbstsucht, aber ihrem
Wesen nach nicht böse. — Aufgeklärt, nicht ausgerottet muß ihr
Bewußtsein werden. Versucht auch einer, auf Kosten eines andern
sich zu erhalten, so ist die Erhaltung dabei sein Zweck. Nur
m eigenem Nutzen und Gewinn kann einer sich feindlich gegen
den andern beweisen. Selbst Grimm und Rache bezwecken nur
dchützung und Wiedererlangung eines vermeintlichen, bedrohten
oder geraubten Gutes. Aber das Böse trägt oft einen rein vernichtenden
Charakter.— Entspringt es auch da aus der Selbstsucht?—
Wohnt ihm niemals eine bloß verderbende Lust eh% auch ohne
eigenen Gewinn? —

Ein niedrigstehendes Bewußtsein erkennt in dem höheren
Standpunkte eines andern, welchen es neben sich sieht, seine eigene
Nichtigkeit, und meint, schon in der Geltung, die letzteres findet,
eine Leugnung und Beeinträchtigung seiner eigenen Berechtigung
erblicken zu müssen. Es sucht, seinem niedrigen Standpunkt gemäß
, durch die Vernichtung des andern sich selbst zu behaupten
und sicher zu stellen.** —

Bestünde die Möglichkeit, daß, wie die „Botschaft der Ver-
nunft" sich ausdrückt, die Selbstsucht sich aus sich selbst berichtige,
d. h. sich in ihrem Streben veredle, so müßte sie ihr Wesen ändern
, was, da sie die Grundtendenz ist, welches das Einzelwesen
als solches erhält, einer Vernichtung desselben gleichkäme.

Eine angemessene Beschränkung und Veredelung der
Selbstliebe kann selbstverständlich nur durch eine ihr entgegenwirkende
Tendenz erfolgen. Entzöge sich eine solche unserer Beobachtung
, was, falls wir sie in der Menschenwelt zu entdecken
suchten, insofern verzeihlich wäre, als sie sich dort infolge der
Prävalenz und des Dominierens der ihr entgegengesetzten Tendenz
nicht ganz wirksam zeigen kann, so würde man sie mit Rücksicht
auf das Gesetz von der dualen Anordnung der Kräfte trotzdem
als bestehend annehmen müssen.

Aber nicht nur a priori, sondern auch a posteriori läßt sich
ihr Vorhandensein sowohl aus ihrer Wirksamkeit als auch aus ihrer
Unwirksamkeit erschließen. Da wir unglückseligerweise in einer
Zeit leben, die in den Erscheinungen, die sie darbietet, die Unwirk-
samkeit der harmonisierenden Grundkraft anzeigt, so erscheint es
angemessen, davon eine Schilderung zu entwerfen, indem sich auch
aus den Folgen ihrer Unwirksamkeit erkennen läßt, worin ihre
eigentliche Wirksamkeit besteht.

Eine solche Schilderung vermag nur jemand zu geben, der
selbst den Drang und die Bedürfnisse jener göttlichen Urkraft in
sich fühlt, in dem sie also selbst wirksam geworden ist. Es dürfte
wohl kaum einen Widerspruch erregen, wenn ich John R u s -
k i n hierzu ausersehe. Er schildert uns die Eindrücke, die er aus
unserer entarteten seelenlosen Zeit empfing, wie folgt: „Das ganze


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