Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 187
(PDF, 159 MB)
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Berger: Die Metaphysik des Mikrokosmos.

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kommenden Darwinismus verstärkt, wieder auflebte, erregte Karl
Vogt ziemliches Ärgernis mit seiner Bemerkung in den „Physikalischen
Briefen", die Gedanken stünden zu dem Gehirn in demselben
Verhältnis, wie der Urin zu den Nieren; ein Vergleich, den
der geschmeidige Hermann L o t z e , wenigstens soweit die Gedanken
der Materialisten in Betracht kämen, gar nicht übel fand.4)
Und da es als die größte Errungenschaft dieses Zeitalters gepriesen
wurde, daß man nun endlich, wie es sich gehöre, zu einer „Psychologie
ohne Seele" kommen werde, war es wieder Lotze, der zur Be-
' sonnenheit mahnte: „Unter allen Verirrungen des menschlichen
Geistes ist diese mir immer als die seltsamste erschienen, daß er
dahin kommen konnte, sein eigenes Dasein, welches er allein un-
mittelbar erlebt, zu bezweifeln oder es sich als Erzeugnis einer
äußeren Natur wieder schenken zu lassen, die wir nur aus zweiter
Hand, und nur durch das vermittelnde Wissen eben des Geistes
kennen, den wir leugneten.») Dennoch war es vielen damals und
ist es heute vielen noch aus der Seele gesprochen, was Hudibras im
18. Jahrhundert in den ganz ernst gemeinten Ausspruch faßte:
,.Wenn ein hypochondrischer Dunst in unseren Eingeweiden wütet,
so kommt es darauf an, welche Direktion er nimmt. Steigt er
aufwärts, so wird es ein sublimer Gedanke, steigt er abwärts, so
wird eine Blähung daraus/4«) Man fühlt sich versucht, den Fußstapfen
Lotze's folgend, diesen gemeinen Ausspruch in dem Sinne
zu ironisieren, daß die Sublimität dieses eben ausgesprochenen Gedankens
durch seine inferiore Wechselerscheinung völlig adäquat
ausgedrückt wird.

Wenn man bei Ernst Haeckel auch solche pöbelhafte Formulierungen
vergebens sucht, so gilt doch von dem neuen Materialismus
, der sich Monismus nennt, im Hinblick auf den alten zweifellos
das Wort Napoleons über die Bourbonen: Er hat nichts gelernt
und nichts vergessen. Aber es ist für den philosophisch einigermaßen
Geschulten nicht schwer, seine Schwäche zu sehen und mit
ihm fertig zu werden. Von den sieben Welträtseln, welche Dubois-
Reymond in seiner berühmten Rede 1880 in der Leibniz-Sitzung der
Berliner Akademie der Wissenschaften T) aufstellte, sind die hier
in Betracht kommenden (das 5. und 6.) durch Haeckel nicht ge-

4) Max Seiling: „Goethe und der Materialismus/ Leipzig, O.
Mutze, 1904, S. 5. Vgl. auch zum Folgenden.

'») Lotze: ^Mikrokosmos." Zitiert bei Seiling a. a. O., S. 5,
und Edmund Pfleiderer, „Lotze's philosophische Weltanschauung
nach ihren Grundzügen.tt Berlin, Reimer, 1884, S. 25.

ß) Zitiert nach W. EL Riehl: „Die Familie « 12. Aufl. Stuttgart
, Cotta, 1904, S. 93. Leider macht auch Kant in den „Träumen
eines Geistersehers", Teil I, drittes Hauptstück am Ende, Hudibras
zu seinem Bundesgenossen; eine starke Entgleisung.

7) Dubois-Reyraond: „Ueber die Grenzen des Naturerkennens tt
Die sieben Welträtsel. Leipzig 1882.


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