Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 189
(PDF, 159 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1915/0193
Berger: Die Metaphysik des Mikrokosmos

189

Es ist auch sonst noch vieles, was uns dieses ,Philosophumenon4
des Parallelismus unannehmbar macht. Seine wissenschaftlichen
Vertreter teilen mit dem Sensualismus dessen alte »fable convenue*
auch als ihre Ansicht: Nihil est in intellectu, quod non antea fu-
erit in sensu. Für jede Wahrnehmungs-, jede Wortvorstellung und
die damit verknüpfte Wortbedeutungsvorstellung muß im Gehirn
ein noch so geringes mechanisches Korrelat vorhanden sein, und
bei den Erinnerungen kommt noch ein Merkmal der Reproduktion
hinzu. Und wo bleibt die Einheit des Bewußtseins, da doch das
psychische Leben des Menschen aus lauter Einzelvorstellungen,
Einzelgefühlen und Einzelwollungen besteht; wie ist es möglich, daß
ich eine Vorstellung, für die das mechanische Korrelat am rechten
Ende des Großhirns liegt, mit einer anderen verbinde, deren Spur
an der linken Spitze des Großhirns angetrieben ist? Und wenn
nun zwischen den psychischen und physischen Phänomenen eine
Wechselwirkung ausgeschlossen sein soll, wie ist es einleuchtend,
daß jeder Konstellation der Gehirnatome und -moleküle ein ganz
bestimmter Gedanke bzw. Gefühl entspricht? Und weiter dünkt es uns
höchst zweifelhaft, ob eine durchgehende Parallelität angenommen
werden kann; denn wenn die Eigenart der höchsten geistigen
Funktionen in dei Vereinheitlichung und Rückbeziehung
auf das Ich besteht, wenn hier die abstraktesten Gedankenreihen
logisch und ethisch verknüpft, werden, ist es gar nicht auszudenken
, wie diese intellektuellen Phänomene in Gehirnfunktionen
wiedergegeben werden könnten, die doch nichts als ein Nacheinander
und Nebeneinander enthalten. Vor lauter Exaktheit kommt
man hier zu den größten Unglaublichkeiten. „Hook und andere
berechneten, daß, da 20 Tertien zur Produktion einer Vorstellung
hinreichten, ein Mensch in 100 Jahren 9 467 280 000 Spuren oder
Abdrücke von Vorstellungen in seinem Gehirn ansammeln müßte,
oder doch, wenn man sie wegen der Schlafenszeit auf ein Drittel
reduzierte, 3 155 760 000, also in 50 Jahren 1 577 880 000, wenn
man ferner das Gehirn zu vier Pfund Schwere annehme und davon
ein Pfund für Blut und Gefäße, ein Pfund für die Rinde abziehe,
so waren m einem Gran Rückenmark 205 542 Spuren anzutreiben
/*") Wer hier noch mitmachen kann, der ist um seine Phantasie
und seine wissenschaftliche Zuversichtlichkeit zu beneiden.
Zu solchen Verstiegenheiten kommt man, wenn man nicht an ein

Korrelate des physischen Gehirns in Bewegung setzt und auf ihnen
spielt, wie ein Künstler auf einem Instrumente. Vgl. Albert
de Bochas: „Die Grenzen der Wissenschaft." Deutsch von Helene
Kordon, II. Teil. Abschnitt: Die Gehirnlokalisation (mit acht Abbildungen
). Leipzig, Max Altmann, 1911.

«) Aus Huber: „Das Gedächtnis", 8. 21. Zitiert bei du Prel:
Philosophie der Mystik," VI: Das Erinnerungsvermögen und
Theorie des Erinnerungsvermögens.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1915/0193