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200 Psychische Studien. XLII. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1915.)
Zukunft verschleiern wollen. „Wer erfreuete sich des Lebens, wer
in seine Tiefe blickt."
Allein die Tausende von seltsamen, wundervollen Vorgängen
, welche die Menschenseele als Gottes Ebenbild und „Odem*4
mit übernatürlichen (besser: übersinnlichen, Red.) Kräften begabt
erkennen lassen, verdienen gesammelt, erforscht und verbreitet zu
werden. In Kriegszeiten, so 1792, 1830, 1848, 1870 und auch
1914/15 treten massenhafter als sonst Phänomene der Telepathie
auf. Die innigen Bande zwischen Eltern, Bräuten, Gattinnen mit den
im blutigen Gefecht stets dem Tode, der Verwundung ausgesetzten
Angehörigen werden zahllose Mitteilungen mit sich bringen. Da
springt der Trauring der Gattin am Finger, es fällt ein Porträt, das
Auge und Gesicht erscheint durchbohrt; es erfolgt unerklärliches
Aufspringen von Türen und Fenstern am hellen Tage, Erscheinungen
im Dämmerzustande, Gesichte im halbwachen Schlummer,
Stimmen, Töne. Am allerhäufigsten sind Traumgesichte, wie sie
in der Bibel verzeichnet sind und von Cicero als der passendste
Zustand der Seele bezeichnet werden, die, losgelöst von den Sinnen,
besser für Wahrnehmungen, als im wachen Zustande tauglich ist.
Das „Zweite Gesicht", die Wahrnehmungen des Hell- und
Fernsehens erfolgen im wachen Zustande, unter einem gewissen
Zwang und Impuls, sind mehr Plage und Last, als ein Geschenk.
Weissagungen und Prophezeiungen erscheinen mehr Belehrung,
Drohung, Warnung zu bezwecken und erfordern gründlichere Be-
handlung.
Alle Wahrsagereien durch Karten und andere Mittel
sind Trug, Ausbeutung des wundersüchtigen, abergläubischen Volkes
, sind reiner Aberglauben. Zuweilen kann eine Somnambule,
eine wirkliche Hellseherin, im Traumzustande ausnahmsweise wahre
Begebenheiten ankündigen. Auch teuflische Mithilfe kommt vor.
Aller Aberglaube ist zu bekämpfen. Gottes Offenbarungen sind
zu verbreiten. Nach dem heiligen Paulus (1. Kor. 14, 3) gereichen
solche Privatoffenbarungen zur „Erbauung, zur Ermahnung
, zur T r ö s t u n g'\ Jede Prophezeiung ist aber nur teilweise
Erkenntnis (1. Kor. 13, 9). Aber prüfen soll sie der Christ,
ob sie aus Gott sind.
Der Deutsche, der „gebildete Hausknecht".
Von Ludwig D e i n h a r d.
In seinem kürzlich hier in München gehaltenen, überaus geistvollen
Vortrag über „Deutsche Kultur und Ausländerei" wies Dr.
Ludwig Fulda auf eine bekannte Redensart hin, die wir
Deutschen, ohne an ihren Sinn zu denken, im Munde führen. Um
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