Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 207
(PDF, 159 MB)
Bibliographische Information
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Kurze Notizen.

207

die sich wie zwei Krallen in das Fleisch der Rübe graben. Wird
die Pflanze mit einer Zange gezwickt, dann zuckt sie zusammen;
dieses Zucken wird auf einen elektrischen Registrator übertragen,
an dem sich ein kleiner Spiegel befindet. Der Spiegel wirft einen
Lichtstrahl auf die Wand am anderen Ende des Zimmers, und so
wird das Zucken der Mohrrübe ins Ungeheuere vergrößert. Auf
diese Weise enthüllt die Wissenschaft die Empfindungen^ selbst
einer so wenig empfindsamen Pflanze, wie der Mohrrübe.** Auf
diesem Prinzip beruht in großen Umrissen der Apparat Bose's,
den er in jahrelanger Arbeit außerordentlich verfeinert hat. Er
ist nach derselben Idee gebaut wie der sogenannte „Resonanz-Re-
gistrator**, der die feinen Schwebungen der verschiedenen Töne
registriert. Die Verwandtschaft zwischen Tier und Pflanze, die
die Naturphilosophie träumte und die Gelehrten ahnten, ist nun
mit einer überraschenden Genauigkeit bewiesen. Bose's Apparat
zeichnet den Rhythmus auf, in dem ein Blatt pulsiert. Eine Nadel
akzentuiert ihn in Punkten auf einem Stücke rußigen Glases. Beeinflußt
dann der Professor die Pflanze durch Alkohol, so zeigt die
Kurve das Zeichen der Freude. Er gibt ihr Kohlensäure; die
Pflanze wird krank, und das zeigt sich in dem Register. Er vergiftet
sie, und der Puls tickt schmerzlich immer langsamer und
langsamer, bis er innehält. Durch diese Versuche ist festgestellt
worden, daß die Pflanzen zwischen 6 und 9 Uhr vormittags sich
in einem festen Schlafzustand befinden, daß die Atmung am
frühen Morgen am schwächsten ist. Die Pflanzen werden müde
wie die Tiere. Das Leben im Treibhaus läßt sie schlaff und überernährt
werden, so daß sie nur noch wenig auf den elektrischen
Reiz antworten usw. Die Pflanzen werden so zu wirklichen „Brüdern
der Tiere**... „Wir haben nun den ganzen Organismus einer
Pflanze vor uns, die sich bewegt, empfindet und auf Reize antwortet
, eine vollkommene Einheit und nicht einen Haufen unzusammenhängender
Teile**, so schließt Prof. Bose. „Die Schranken,
die zwischen Tierreich und Pflanzenwelt bestanden, sind niedergerissen
, und das Tier wie die Pflanze erscheinen als eine vielgestaltige
Einheit in einem einzigen Ozean des Seins**. Nun kann also
eine neue Vivisektionsära nach exakter Methode bei den Pflanzen
beginnen, denen glücklicherweise doch nur ein minimales, traumhaftes
, nicht zum hellen Bewußtwerden kommendes, sich lediglich
in Reflexbewegungen äußerndes Empfindungsvermögen zugeschrieben
werden kann. Das Bewußtsein ist ja, wie Dr. F. Q u a d e
ebendort (S. 80 ff.) ausführt, kein notwendiger Begleitumstand
seelischer Eindrücke. Daß aber den armen, auf die wissenschaftliche
Folterbank gespannten, feinfühligen Tieren dadurch eine Erleichterung
oder Entlastung gebracht würde, ist leider wohl schwerlich
zu hoffen. Im übrigen ist es heute so gut wie erwiesen, daß
auch die Pflanzenwelt ihre seelischen Empfindungen hat. oder


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