Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 220
(PDF, 159 MB)
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220 Psychische Stadien. XLII. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1915.)

großen bekleideten Figuren dekoriert war, Tamuraitrachten wiedergebend
. In die Wände waren prächtige japanische Bilder und
Stickereien eingelassen. Auch die kassettierten Decken zeigten
sich durch herrliche Stickereien geschmückt, ebenso wie die
Decken der später besuchten Säle, jeder Saal ein bestimmtes
Motiv hundertfältig variierend. Schon von der ersten Halle aus
hat man einen Einblick in den hinter dem Hause liegenden Park.
Dieser Garten scheint mir das A llerschönste der ganzen Anlage,
die denkbar höchste Kunstleistung ihrer Art. Den Vordergrund
bildet ein Ahornbaum, den Mittelgrund ein Teich, den Hintergrund
der üppig bewaldete Berghang. Das ist rasch gesagt, aber wie
das Ganze angeordnet ist, bietet es eine so eindrucksvolle harmonische
Stimmung, daß ich, geradezu überwältigt, mich nicht von
diesem Bilde trennen konnte und noch in jener Halle stand, als
die übrige Gesellschaft schon längst in dem anstoßenden Saal
war, woselbst uns der Hausherr und die Hausfrau freundlichst
empfingen. Beide waren in japanischer Tracht mit vornehm
wirkenden indifferenten Farben, grau und dunkelviolett. Noch ganz
unter dem Eindruck des herrlichen Gartens und der prächtigen
Eintrittshallen stehend sagte ich dem Hausherrn: „Hier haben
Sie ein Wunder geschaffen", was Herr Asano bescheiden ablehnte
, es ganz als das Verdienst der gemeinsam wirkenden Künstler
erklärend, die er da allerdings als die allerbesten des heutigen
Japans bezeichnen durfte. Herr Asano spricht, wie alle höher
gebildeten Japaner, Englisch. Vereinzelt wird auch Deutsch, am
seltensten Französisch verstanden.

Wir wanderten nun unter der Führung des Hausmeisters,
eines Sohneb und Enkels des Präsidenten, alle drei europäisch
gekleidet und bestrickend liebenswürdig, durch eine ganze Flucht
von Sälen, einer großartiger als der andere, voll von Kunstwerken
und Raritäten: steinerne Tempelwächter, der Gott des Reichtums
(chinesisch), der Gott des Wohllebens, liebliche Göttinnen
in Porzellan und Bronze, eine Buddhakapelle mit herrlichem
Bronzebuddha in mehrfacher Lebensgröße usw. Hier sah ich erstmalig
, wie gut sich Shinto und Buddha in Japan vertragen.
Alle Wände, Decken und die fc'n eingelegten Fußböden wirkten
einheitlich und harmonisch. Die Tische waren mit Stickereien
vom höchsten Wert bedeckt. Allein von einer» in eine Wand eingelassenen
dekorativen Stickerei erzählte eine Bekannte des Hauses,
daß sie dem Hausherrn 40 000 Dollar gekostet habe. Soweit die
Gegenstände in dieser Residenz nicht antik sind, hat sie alle der
ausführende Architekt nach einheitlichem Plan von berufenen
Künstlern herstellen lassen. Das ist, wie es scheint, das Geheimnis
der ganzen wunderbaren Wirkung, welche der Anblick dieses
Hauses auf den Besucher ausübt, daß alles, das Bauwerk als
Ganzes und in allen seinen Teilen, seine Ausstattung und sein


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