Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 221
(PDF, 159 MB)
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Freudenberg: Streiflichter auf japanischen Kultus. 221

Schmuck die künstlerische Gestaltung seiner Umgebung, von einem
trefflichen Meister erdacht und durchgeführt werden durfte, ohne
je nach dem Preise zu fragen Den Künstler hat der Bau berühmt
gemacht, nicht oft aber wird ihm Gelegenheit geboten
werden, in gleicher Weise seine Kunst walten zu lassen.

Und wieder ging es eine Treppe hinauf. Neue Säle führten
zur großen Empfangshalle. An zwei Seiten derselben waren
Tische und Bänke für uns europäische Gäste aufgestellt. Wir
nahmen Platz. Im Innern des Saales eine Schaar junger Damen
in reizenden Schmetterlingskostümen, die Enkelin des Präsidentenpaares
und deren Freundinnen. Diese Schönen bereiteten
nun nach dem klassischen Zeremoniell Tee und überreichten uns
das würzige Getränk unter vielen Bücklingen in feinen Schälchen.
Auch die zum Teeritus gehörigen marzipanartigen Kuchen von
seltsamen Formen und Farben fehlten nicht.

Nach freundlichem Abschied von den japanischen
Huldinnen stiegen wir auf breiter Treppe zur überdeckten Plattform
des Hauses empor, wo sich uns eine prächtige Rundschau
über die Millionenstadt, über Bay und Hafen von Tokyo mit den
Forts und über das blaue Meer bot. Alsdann ging es wieder abwärts
zu einem intimem Speisesaal, wo uns an kleinen Tischen
belegte Brötchen, Bischof, Tee, Kuchen und Süßigkeiten aller
Art, teils von Dienern, teils von dem Wirte selbst, auch der alten
Dame, gereicht wurden. Währenddeß überreichte der Sohn des
Hauses jedem Gast ein Billet zum Balkon des kaiserlichen Hoftheaters
für die Vorstellung des heutigen Abends, Offenbar wußte
der alte Herr dies nicht, denn er bestand durchaus darauf, daß
sich die Gesellschaft jetzt im Tanzsaal vergnüge. Als aber alle
Welt aufbrach, mußte er sich zufrieden geben, und entließ uns
unter kräftigem Händeschütteln.

Mit Rikscha ging es im Fluge durch eine endlos lange gradlinige
Straße, durch den herrlichen Shibapark und, am kaiserlichen
Schloß vorbei, zum Theater, welches ganz europäisch, sehr luftig
und schön ausgestattet ist. Im Vestibül tritt man — eine sehr
praktische Einrichtung — auf eine Platte, um sich automatisch
den Staub von den Stiefeln wegblasen zu lassen. Das Orchester
ist versenkt, die Bühne ganz modern drehbar eingerichtet. Gespielt
wurde in ausgesprochen natürlicher Weise ein modernes
Drama, welches zum Teil in Yoshiwara, dem weltbekannten Kurtisanenviertel
Tokyo's, spielte. Bei der realistischen Art der Darstellung
war es leicht, den Zusammenhang auch ohne Kenntnis der
Sprache zu erfassen, doch wurde uns dies noch dadurch bequemer
gemacht, daß man uns ein Büchlein in die Hand drückte (englisch
), welches Szene für Szene den Gang der Handlung beschrieb.

Bei unserer späteren Rückkehr nach Yokohama hatten wir
im Bahnhof von Tokyo Gelegenheit, die europäisch in Weiß ge-


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