Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 224
(PDF, 159 MB)
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224 Psychische Studien. XL1I. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1915.)

halte. Der Verfasser, der einst selbst einige Jahre als Beichtvater
die Kranke geleitet hatte, erweist sich als Kenner der kath. Mystik,2)
als Mann von Feingefühl und gutem psychol. Blick und hat in seiner
ebenso frommen wie klaren, gewandten Darstellung den rechten Ton
einer katholischen Erbauungsschrift getroffen. Nur in einem Punkte
ist mir ein fühlbarer Mangel aufgefallen, den die Schrift freilich mit
den meisten derartigen Erzeugnissen der kath. üteratur teilt, näm-
lieh die Unbekanntschaft mit den Resultaten der modernen psychologischen
und „metapsychischen" Forschung. Und doch ist deren
Kenntnis unbedingt notwendig, wenn man über so schwierige und so
verschieden beurteilte Probleme, wie das der Stigmatisation, des
Hellsehens, der Seelendurchdringung, der Vision u. a. handelt. Da

heißt es, soweit dies hier überhaupt möglich ist, die richtige Grenze
ziehen zwischen Natürlichem und Übernatürlichem, zwischen Wunder
und psychischer Kraft. Es ist deshalb zunächst eine p r i n z i -

der „Passauer Theolog. Monatsschrift". — Auch in der sogenannten
profanen Literatur werden neuerdings die merkwürdigen, besonders
in der Extase weiblicher Glaubensseligkeit da und dort hervortretenden
Seelenphänomene wieder mehr als in der abgelaufenen
Periode der materialistischen „Aufklärung" gewürdigt. So schildert
u. a. ein schöner Eoman von Joseph Lau ff: „Marie Verwahnen"
(Ullstein-Bücher: eine Sammlung zeitgenössischer Bomane, Ullstein
& Co., Berlin-Wien) in klassischer Form und mit eingehender okkultistischer
Sachkenntnis eine in spezifisch katholischem Mystizismus
erzogene Somnambule (wie die stigmatisierten Nonnen Katha-
rine Emmerich und Luise Lateau) so treffend, daß der unbefangene
Leser den tiefen Eindruck erhalten muß. die magnetischen Eigentümlichkeiten
und Seelenzustände solcher „gottbegnadeter" Frauengestalten
, ihre mit Lamentationen, Prophezeiungen und schließlich
mit der Andeutung „heiliger Wundmale" verbundenen Verzückungen
führen in eine transzendentale Welt idealen Glaubens, wo —
vielleicht durch Autosuggestion — wirkliche „Wunder" geschehen,
und können unmöglich, wie die Mehrzahl der Schulmediziner es
will, lediglich mit hysterischen Anfällen, bezw. Phantasien geschlechtlich
unbefriedigter Weiber erklärt werden. — Hochschulprofessor
Dr. A. Ludwig-Freising zeigt sich übrigens auch in einer
philosophisch tiefgründigen, in „Theologie und Glaube" (Zeitschrift
lür den katholischen Klerus, herausgeg. von den Professoren der
bischöfl. philos.-theolog. Fakultät in Paderborn, Jahrg. 7, 1915,
He*t 3) veröffentlichten patristischen Studie über „Irenäus und
Tertullian gegen die Beinkarnationslehre", zu deren Abdruck uns
leider der Baum fehlt, als gründlichen Kennendes modernen Okkultismus
, dessen indisch - theosophische Abzweigung er aber vom
Standpunkt der katholischen Theologie aus ebenso entschieden bekämpfen
zu müssen glaubt, wie seinerzeit die christliche Kirche die
• Lehren der sich aus ihrem Schoß im zweiten Jahrhundert n. Ohr.
erhebenden religionsphilosophischen „Gnosis" mit ihrer „Aftermystik
und Keligionsmengerei", obschon er nicht verkennt, daß
diesen Bestrebungen und speziell dem Dogma von der Wiederverkörperung
ein richtiges Motiv zugrunde liegt: der Glaube an eine
höhere, eine Ausgleichung von innerem Wert und äußerem Los
herbeiführende Gerechtigkeit als moralische Weltordnung. — Bed.


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