Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 246
(PDF, 159 MB)
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246 Psychische Studien. XL1L Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1915.)

Tode vorgehalten wird: es ist der Inhalt des latenten Gedächtnisses
, mit transzendentalem Zeitmaß verknüpft, der sich im Sterben
erhellt.*' —

Splittgerber führt im zweiten Teile seines Werkes „Schlaf und
Tod'* derartige Beispiele an und knüpft hieran seine besonderen
Reflexionen. In bezug auf den bekannten Fall Beaufort sagt er:
„Von der ganz außerordentlichen Schärfe deb Gedächtnisses in
einzelnen erleuchteten Momenten unmittelbar vor dem Tode
liefert uns jenes Begegnis des Admiral Beaufort, der uns vorher
beschäftigte, einen schlagenden Beweis. Denn der ,panorama-
tische Überblick', welcher sich jenem im Anbruch des Todes eröffnete
, umfaßte ja eben nach seinen eigenen Mitteilungen das
ganze vergangene Leben mit den kleinsten Zügen und Nebenum-
ständen aus der Vergangenheil, begleitet von dem GefüH des
Rechts und des Unrechts nach Ursachen und Folgen; selbst das
längst Vergessene und die unbedeutendsten Ereignisse traten mit
der größten Lebhaftigkeit voi ihn wie ein jüngst Vergangenes.*'
Dabei war er — wie er selber sagt — so ,durchaus in die Vergangenheit
verwickelt', daß kein einziger Gedanke sich hinaus in
die Zukunft erstreckte und noch weniger religiöse Hoffnungen
und Befürchtungen sich in seinem Innern regten. —

„Bei der nahen Verwandtschaft im Zustande der Somnambulen
und Sterbenden", sagt Du Prel, „verdient erwähnt zu
werden, daß die Aussprüche der Somnambulen über den Vorgang
des Sterbens mit den Berichten Scheintoter übereinstimmen. So
sagt die Magdalena Wenger, das ganze Leben, auch wenn es
achtzig oder mehr Jahre gewährt, erscheine dem Sterbenden ganz
kurz zusammengedrängt, und alles stehe äußerst klar vor der Erinnerung
. — Ebenso führt Passavant eine von ihm beobachtete
Somnambule an, welche Rückblicke in ihr ganzes vergangenes
Leben tat, aus ihrer frühesten Jugend Ereignisse berichtete, deren
Richtigkeit erwiesen wurde, und über ihren moralischen Zustand
bis in die verborgenen Gedanken Licht erhielt, das nach ihren
Worten einst jeder im Sterben erhalte." — Es ist allgemein bekannt
, sagt Splittgerber, daß die Stärke des Gedächtnisses auf
dem Sterbebett in hohem Grade eine sittlich richtende Bedeutung
hat, sofern das Gewissen gerade aus jener aufgeschlossenen Rüst-
kammer alsdann die schärfsten Waffen entnimmt, um die schei-
dende Seele ihren unechten, im Körper verübten, Taten gemäß
zu ängstigen und zu verwunden.

Die Dichter und unter ihnen besonders die Dramatiker haben
versucht, uns die Schrecken und Qualen eines empörten Gewissens
nach Möglichkeit zu schildern. — Um uns die Größe derselben zu
veranschaulichen, läßt Schiller im „Teil" den Johann Parncida
sagen:

„Ich fürchte nicht die Schrecken der Natur,
Wenn ich des Herzens wilde Qualen zähme"


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