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Berger: Die Metaphysik des Mikrokosmos.
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4.
Der Rahmen unserer Aibeit gestattet es nicht, dessen Erwähnung
zu tun, was andere wissenschaftliche Größen des Okkul-
tismus (so der erst neulich allerdings nicht für diese Leistungen
mit dem Nobelpreis gekrönte Charles Richet, der Altmeister
der metapsychischen Forschung37), der Herausgeber und
Begründer der seit 1891 erscheinenden„Annales des sciences psychi-
ques", ferner Richard Hodgson in Nordamerika, der
russische Staatsrat Aksakow, der Autor des fundamentalen
Werkes „Animismus und Spiritismus" und Begründer der „Psychischen
Studien", der Psychometriker Naum K o t i k in Moskau,
Professor F 1 o u r n o y (Genf), Professor Ochorowicz
(Warschau) und viele andere) zur Erforschung der gerade wegen
ihres Rätselhaften gern vernachlässigten und wenig gekannten Phänomene
des Seelenlebens seieistet haben; auch einen anderen selbständigen
, vielleicht den wichtigsten Zweig des Okkultismus, der
in der von uns aufgeworfenen Frage das Fruchtbarste zutage gefördert
hat, ich meine die Theosophie, können wir nur kurz
streifen. Gegenüber der bisher geschilderten wissenschaftlichen
Methode, welche, auf äußere Beobachtung und Experiment aufgebaut
, als „Psychische Forschung im exoterischen Sinne"
bezeichnet werden kann, ist die Theosophie, welche zum Ziel hat,
durch Entwicklung der im Menschen schlummernden okkulten
Kräfte ihm Einblick in die höheren Welten und in die Konstitution
seines eigenen Wesens zu erschließen, als psychische Forschung im
esoterischen Sinne, Esoterik, charakterisiert. Diese
Richtung steht in gewisser geistiggenealogischer Verbindung mit den
versität Columbia: „Probleme der Seelenforschung", und besonders
Camille Flammarion, Direktor der Sternwarte zu Juvisy-Paris:
„Unbekannte Naturkräfte' und „Rätsel des Seelenlebens*', sämtlich
erschienen bei Julius Hoffmann, Stuttgart. Von den Flam-
marion'schen Büchern ist das erste, eine Untersuchung über den
Spiritismus, „Les forces naturelles inconnues", zuerst 1865 von ihm
geschrieben und 1906 von ihm gänzlich in der 2. Auflage umgearbeitet
worden; das zweite, „L'inconnu et les problemes psychi-
ques", gab er 1900 heraus. — Das ständige Veröffentlichungsorgan
der englischen S. P. E. sind die „Proceedings".
n) Der Ausdruck Metapsychik, von Eichet geprägt, ist nach
Analogie des Wortes Metaphysik leicht verständlich. Unter Metaphysik
verstand man anfänglich in der Philosophie jene Aristoteles
zugeschriebenen zusammengehörigen 14 Bücher, die in der Sammlung
seiner Werke „hinter den Büchern über Physik" (ßhrä rä
(pvdixä) standen, und welche, insonderheit das wie ein Auszug des
ganzen Werkes geltende Buch 12 (A), von den letzten Urprinzi-
pien alles Seins handeln. So war der Titel ursprünglich eine
bibliothekarische Verlegenheitsbezeichnung, wurde aber bald auf den
Inhalt, die tiefsten Grundlagen des Seienden, als die „Prima philo-
sophia" bezogen.
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