Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 256
(PDF, 159 MB)
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256 Psychische Studien. XLII. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1915.)

mende Macht. Das ist natürlich. Man bedenke, daß der Sitz des
Ichs bei den meisten Menschen noch im Begierdenkörper ist, daß
er sich von seinen Lüsten und Wünschen, seiner Sinnlichkeit und
seinem Egoismus bestimmen läßt. Damals noch mehr als heute.

Das ist auch der Grund, warum die Menschen so ungern starben
und im Jenseits so unglücklich waren. Sie besaßen keinen
inneren Halt und konnten nur auf der physischen Ebene ihr Genüge
finden. Daher beklagt sich Achill« so bitter, daß er in der
Unterwelt sei [ und beneidet einen Taglöhner auf Erden j.

Die Affekte wurzeln im Thymos, aber es gibt noch eine eigene
Quelle dafür im Körper, das Zwerchfell (Phren, plur.
P h r e n e s). Hier ist der Platz, wo das Prana, die Sonnenkraft
, aus dem Ätherkörper ausgeht und sich mit den inneren Organen
mischt. Natürlich ist hier auch eine der wichtigen „Lotusblumen
", d. h. inneren Organe, die das Ich in Bewegung setzen
kann, und die wieder umgekehrt auf e: einwirken können. Daher
ist auch so oft Kampf zwischen dem bewußten Ich und dem Thymos
, genau wie noch bei uns. Die Begierde, d. h. die Rachsucht
meldet sich, allein der religiöse Sinn ist dagegen. Unbewußtes
und Überbewußtes sind im Kampf.

Heute ist der Schauplatz des Kampfes mehr nach oben \ erlegt
, insofern unser Gehirn mehr entwickelt ist. Damals abei war
der Held ein kleingehirniger Mensch mit starken Leidenschaften.
Odysseus und Nestor waren Ausnahmen. Homer hat nicht einmal
ein Wort für Denken! Es gibt Ausdrücke für erwägen, überlegen,
sinnen, planen, aber wo wir „denken4* sagen, gebraucht Homer
den Ausdruck: „er sagt zu sich.**

Bekanntlich spielt der Einfluß der Götter eine große Rolle
bei Homer. Das will sagen, daß die damaligen Menschen noch
mehr von ihrem Unbewußten abhingen. Höhere Kräfte wirkten
auf den Thymos und bewogen den Menschen, etwas zu tun. Das
Wort Ate, Verblendung, Unheil, bezeichnet den durch den Affekt
beherrschten Zustand des Geistes, wie er z. B. be, Achilles so
lange angedauert hat. Es ist eine Art Monomanie, Besessenheit
durch eine Idee oder Begierde, wie sie in früheren Zeiten bei
starken Männern häufig gewesen sein muß. Wir würden jetzt dafür
eher „Eigensinn" sagen.

Was die Anschauungen über das Leben nach dem Tode an-
langt, so war es ursprünglich so, daß man annahm: der Tote lebt
weiter und der einbalsamierte Leichnam wird — wie in Ägypten —
erhalten, damit die Seele immer wieder in ihn zurückkehren kann.
Deshalb brachte man ihm ja auch Opfer dar. Dies haben wir
durch die Erforschung der Kultur von M y k e n e herausgebracht.
Später führte man das Verbrennen der Toten ein, damit Vampir-
tum vermieden werde. Die herumschweifenden Seelen machten
den Nachlebenden manchmal viel zu schaffen. Daher erfand man


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