Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 258
(PDF, 159 MB)
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253 Psychische Studien. XLII, Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1915.)

bzw. unverständliche Naturereignisse dazu geführt, Gewalten mit
übermenschlichen Kräften als treibende Ursachen zu vermuten, die
ihrem Wesen nach vermenschlicht wurden, insofern man sie durch
Gebete und Opfer milde zu stimmen und für sich zu gewinnen
suchte.

Je mehr die Naturerkenntnis fortschritt, desto mehr der zunächst
zahlreichen „Naturgötter" wurden entthron»; die Religionen
aber, welche alles das, was die Forschung nicht erklären konnte
und kann, auf eine einzige wirkende Ursache, auf einen einzigen
Gott, mochte er nun Jehova oder Buddha, Allah oder Gott genannt
werden, zurückzuführen suchten, brauchten ihre früheren
Lehren trotz aller Fortschritte der Erkenntnis nur teilweise aufzugeben
.

Prüfen wir nun, welche Funktionen heute noch ein im Sinne
der monotheistischen Religionen persönlich gedachter Gott auszuüben
hätre. Alles anorganische Naturgeschehen ist von chemischen
und physikalischen Gesetzen beherrscht. Es ist völlig überflüssig,
für die Umwandlung von Elektrizität in Wärme, von Wasser in Eis
oder Dampf, für die Explosion von Sprengstoffen, für den Elektrizitätsausgleich
zwischen Wolken und Erde unter Donner und Blitz,
für Sturmfluten und Taifune, für das Auftreten einer Sonnenfinsternis
, für das Erscheinen von Kometen, für die Harmonie des Laufe?
der Gestirne oder die wärmespendende Kraft der Sonne, göttliche
Eingriffe zur Erklärung heranzuziehen.

Wird dessen ungeachtet in vorgeschriebenen Gebeten der
einzelnen Religionsgemeinschaften um Schutz vor Blitz, um Windstille
, Sonnenschein oder Regen gebetet, so kann das nur als eine
gewisse Inkonsequenz bezeichnet werden. Es bedeutete die Erfüllung
nichts anderes, als daß Gott den Naturgesetzen entgegen
beispielsweise den Blitz nicht an die Stelle lenken sollte, an welcher
der Potentialausgleich naturgesetzmäßig stattfinden müßte, weil
sich dort etwa Menschen befinden, oder daß er die Winde an der
natürlichen Strömung in der Richtung des barometrischen Minimums
verhindern sollte, weil dadurch die Menschen schlechtes
Wetter bei der Heuernte haben könnten.

Es ist recht seltsam, daß noch in unserer Zeit an diesen
Bräuchen festgehalten wird, die doch im Prinzip nicht wesentlich
Anderes bedeuten, als etwa die Versuche der Neger, durch allerlei

Kulthandlungen den Regengott günstig zu stintmen. Natürlich
fehlt auch jeder Beweis dafür, daß nur ein einziges Mal, entgegen
den physikalischen und chemischen Gesetzen, ein solches Gebet er-
hört worden wäre. —

Weniger weit vorgeschritten als auf dem Gebiete der Physik
und Chemie, der Astronomie, Meteorologie und Geologie sind allerdings
unsere Kenntnisse in der Biologie. Darum ist diese in erster
Linie die Domäne der angenommenen göttlichen Betätigung.


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