Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 259
(PDF, 159 MB)
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Quade: Ueber die Existenz und die Eigenschaften Gottes. 259

Aber auch hier ist doch vieles, worin die Menschheit früherer
Epochen einen Beweis göttlichen Eingreifens sah, als naturgesetz-
lieh bedingt und durchaus im Rahmen des Kausalzusammenhanges
bleibend erklärt worden. Den Ausbruch von Epidemien können
wir mit Veränderung des Grundwasserstandes, Verseuchung von
Flußläufen, besonderen klimatischen Verhältnissen, Disposition der
Befallenen durch schlechte Ernährung infolge Hungersnot oder der-
gleichen mehr erklären und brauchen also in ihrem Auftreten
ebensowenig ein göttliches Strafgericht zu sehen, wie in ihrem Er-
löschen eine Folge der Gebete gläubiger Menschen. Der Ablauf
von Krankheiten ist nicht immer mit Bestimmtheit vorauszusagen.
Aber Leberkrebs wie Gehirnerweichung, Lungenpest wie chronische
Nierenentzündung führen Fromme wie Unfromme zum Tode und
keiner kann Zeugnis dafür ablegen, daß diese Krankheiten nach
längerem Bestehen plötzlich durch Gotleshilfe beseitigt worden
wären.

Es werden in all™ Religionen Geschichten von Krankheitsheilungen
überliefert, die ein göttliches Eingreifen beweisen sollen.
Gemeinsam ist diesen teilweise durchaus glaubwürdigen Erzählungen
, daß es sich dabei um Krankheiten handelt, welche im
Gegensatz zu den oben eiwähnten einer suggestiven Beeinflussung
zugänglich sind. Es sind aber solche Heilungen nicht nur Reli-
gionsstiftern, sondern auch unirommen Ärzten und Magnetiseuren,
heidnischen Zauberern und in ihrem Fanatismus irregeleiteten
Fakiren gelungen.

Je weiter wir in diese, exakter Forschung so schwer zugänglichen
Gebiete eindringen, desto mehr werden wir den Kreis dessen,
v/as in Beeinflussung körperlicher Funktionen und Formen durch
fremde oder Autosuggestion zu erreichen ist, sich erweitern sehen.
Das Erscheinen der Wundmale Christi bei den Heiligen kann so
wenig als göttliches Wunder angesehen werden, wie die Erzeugung
einer Brandblase im hypnotischen Experiment durch bloße Wortsuggestion
. Der Ablauf der normalen Funktionen der Organismen
scheint selbst den Frommen naturgesetzheh durchaus gegeben zu
sein. Nur wenige werden glauben, daß Gott jede der Milliarden
Zellen, die jede Sekunde auf der Erde von Pflanzen und Tieren
neu produziert werden, unmittelbar selbst erschaffen würde.
Wie aber die körperlichen Eigenschaften von den Mutterzellen auf
die Tochterzellen übergehen, tun es auch die geistigen, so daß kein
Grund für die Annahme besteht, daß speziell bei der Entstehung
eines Menschenkindes Gott in besonderer Weise eingreifen müßte.

Vielleicht folgt der freigeistigere Leser dem Verfasser bis hierher
, glaubt dann aber die bisherigen Argumente, welche gegen die

Notwendigkeit sprechen, daß ein Gott dauernd die Geschicke der
Welten lenkt, damit entkräften zu können, daß ohne die Existenz


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