Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 261
(PDF, 159 MB)
Bibliographische Information
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Quader Ueber die Existenz und die Eigenschaften Gottes

261

Lücken durch die Forschung künftiger Jahrhunderte werden ausgefüllt
werden. Es ist ja nie zu vergessen, daß die Beschäftigung
mit der Deszendenztheorie erst ein Jahrhundert alt ist, daß der
Chemie die Aufklärung der Eiweißkörper, geschweige denn die der
Fermente oder des Protoplasmas noch nicht geglückt ist, daß endlich
die Forschung über den Einfluß der unbewußten Seelenkräfte
auf Form und Funktionen der Zellen noch ganz in den Anfängen
steckt. Die gemachten Ansätze berechtigen aber zu der bestimmten
Erwartung, daß aus den Fähigkeiten der primitivsten lebenden
Zelle heraus das ganze Reich des Organischen erklärt werden
kann ohne göttliche Einwirkung. -

Wie soll es aber kommen, daß in der Brust jedes Menschen
ein Gefühl für Recht und Unrecht wohnt, das ist eine Frage, die
nun besonders von den ethisch gerichteten Gläubigen gestellt wird.
Sie enthält m. E. eine falsche Behauptung. Das Gefühl für Recht
und Unrecht ist nicht jedem Menschen eigen. Wir finden, daß es
sich zuerst dort bemerkbar macht, wo sich, im Zusammenleben
mehrerer Bräuche und Normen, über das Handeln gegeneinander
ausgebildet haben.

Ein absolutes Maß für das, was Recht und das was Unrecht
ist, gibt es offenbar nicht. Das Gewissen wird häufig genug seine
mahnende Stimme bei Übertretungen erheben, die unter Gesichtspunkten
höherer Art gar nicht als Vergehen, ja vielleicht als gute
Handlungen angesehen werden müßten. Dies zeigt schon, daß
nichts Allgemeingültiges aus der sogenannten inneren Erfahrung gefolgert
werden kann und darf. Es ist ganz gut denkbar, daß das
Gewissen als eine Form geistiger Anpassungen das Herdenleben
durch Gewöhnung aufgefaßt werden muß. Selbst jenes Gefühl,
welches über einen unmittelbaren Nutzen hinaus seine Befriedigung
in der selbstlosen Förderung der anderen und Achtung der fremden
Persönlichkeit findet, braucht nur als die höchste bisher erreichte
Form psychischer Anpassung zu gelten, insofern sie am vollkommensten
die Höherentwicklung der Menschheit garantiert.

(Schluß folgt)

HL Abteilung.

Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Falsche Kriegsprophezeiungeii.!)

Berichtet vom Red. Dr. Fr. M a i e r.

Trotz unserer Mahnung zur äußersten Vorsicht mit angeblich
echten politischen Prophezeiungen strömen auch unserer Schrift-

!) Kam leider fürs vorige Heft zu spät! — Red.


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