Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 277
(PDF, 159 MB)
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Freudenberg: Streiflichter auf japanischen Kultus.

277

Streiflichter auf japanischen Kultus
und japanische Kultur.

Von Dr. med. Franz Freudenberg, z. Zt. Cassel.

(Fortsetzung \on S. 223.)

Ausführlicher jedoch muß ich über die Fahrt nach Kama-
kura und Enoshima berichten, welche Orte nicht nur landschaftlich
, sondern auch durch ihre Kultstätten zu den besuchens-
wertesten von Japan gehören. Bis Kamakura bringt uns die Bahn,
von dort ein Tram nach Mitsuhashi bis in die Nähe des berühmten
Daibutsu, eine gegenwärtig freistehende Bronzefigur Buddhas, die
diesen wie gewöhnlich auf einer Lotosblüte sitzend, bzw. kauernd
darstellt, 15 Meter hoch ohne den mächtigen Sockel. Es ist
überhaupt für die japanische religiöse Kunst charakteristisch, daß
sie auf Haupt und Brust, also die Büste, bei allen ihren Ausführungen
den Nachdruck legt, den Sitz von Geist und Gemüt
hervorhebend. Die niedern Teile läßt sie verschwinden oder unbeachtet
. Ihr genügt es, einer erhabenen Idee einen künstlerischen
Ausdruck zu geben. Dieser Buddha atmet eine verklärte Ruhe.
Inmitten eines wohlgepflegten Haines von Pinien, Bambus und
Kirschbäumen, mit einem bewaldeten Hügel im Hintergrund, wirkt
diese Statue gewaltig. Bis zu ihrer halben Höhe kann man auf
einer Treppe, an Altären entlang, emporsteigen.

Solch ein Daibutsu stellt, wie gesagt, den Buddha vor und
auch wieder nicht. Jedenfalls wird an den Buddha Gautama
nicht direkt gedacht, sondern vielmehr an dessen himmlische Entsprechung
. Jedem irdischen Buddha oder Shaka, wie die Japaner
sagen, entspricht nämlich ein himmlisches Urbild, der persische
Feruer, die platonische Idee. Gewöhnlich wird dieser himmlische
Buddha in der Form des Amida (Amitäbha), des unendlichen
Lichts, zur Darstellung gebracht, sehr häufig neben seiner
irdischen, aber gleichfalls übermenschlich gehaltenen Ver-
körperung. So erscheint der Buddha z. B. in der Form des
gigantischen Daibutsu charakteristischer Weise stets androgyn.
Daß die Japaner bei ihren Shakabildnissen nur ganz indirekt an
den geschichtlichen Buddha denken, bringt es auch wohl mit sich,
daß man in Japan eigentlich nirgends portraitartigen Darstellungen
von Gautama Buddha begegnet. Mir sind wenigstens solche nirgends
vorgekommen, es sei denn auf dem Wallfahrtsweg zum
Tempel der Maya, wo Buddha als Kind dargestellt ist, hier aber
selbstverständlich nur der Mutter zu lieb.

Die gleichzeitige Darstellung von Buddha und Amida ist auch
bei dem Daibutsu von Kamakura insofern festgehalten, als das
Innere desselben auf einem Altar eine Amidastatue birgt. —

Nahebei auf einer aussichtsreichen Höhe erhebt sich der


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