Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 291
(PDF, 159 MB)
Bibliographische Information
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Ludwig: Die stigmatisierte Tertiarin Maria Beatrix Schuhmann. 291

sie nachts über das bittere Leiden Christi nachdachte. Mit der
Stimme gleichzeitig trat immer „eine Vernichtung des gewöhnlichen
Zustandes ihres Seins" ein, die aber aufhörte nach der Entfernung
Pöschls aus der Pfarrei. Ich hatte auch unter meinen ehemaligen
Schülern einen sehr frommen Theologiekandidaten, der mir versicherte
, er höre öfter nach Empfang der hl. Kommunion eine
innere Stimme, die ihm sage, er sei zur Bekehrung der Protestanten
berufen! Ich konnte ihn nur auf das warnende Exempel Pöschls
und der Sickinger hinweisen. Damit will ich aber nicht behaupten,
daß es nicht eine prophetische Vorschau geben könne, die sich zu
einer „inneren Stimme** verdichtet und als solche äußert. Wenigstens
scheint das der Fall gewesen zu sein bei dem Vorgang, der
auf S. 152 geschildert ist. Maria Schuhmann hat in richtiger Erkenntnis
wiederholt ihre Vision als „Phantasie** bezeichnet,
allein einer der Beichtväter war so ungeschickt, die Bildung dieser
Visionen noch zu begünstigen dadurch, daß er sie offenbar alle
als höhere Offenbarungen betrachtete und die Leidende unter dem
Gehorsam zwang, ihre Schauungen aufzuschreiben oder sie ihm
zu diktieren, was ihr bei ihrer Demut stets höchst peinlich war.
So heißt es auch diesbezüglich in der Biographic«): „Sie erschrak
jedesmal, wenn jener Pnester sie besuchte, dem sie über ihre
inneren Zustände und Visionen hatte Mitteilung machen müssen
und konnte die ängstliche Besorgnis, sie könnte ihn und sich selbst
getäuscht haben, bis an ihr Lebensende nicht los werden.** Jener
Beichtvater hat nicht bedacht, worauf Zahn so richtig hinweist,50)
daß sich leicht die Sucht nach dem Außerordentlichen einschleichen
könne und solche Seelen in Gefahr gebracht werden,
daß ein Hang nach eitler Ehre ihr Wesen trübt. Ja, mii will es
manchmal fast wie eine Profanation vorkommen, daß so zartfühlende
, feingestimmte Seelen durch den unerleuchteten Eifer
von Leuten, die nicht selten in Versuchung kommen, sozusagen,
Heilige künstlich züchten zu wollen (mußte sie es doch probieren,
von der hl. Kommunion allein zu leben, was sich aber als unmöglich
erwies!), gezwungen werden, das innerste Heiligtum ihrer
Seele zu öffnen und neugierigen Blicken preiszugeben unter der
Devise „omnia ad majorem Dei gloriam**! Es bleibt auch beklagenswert
, daß die Arme in viele Gewissensängste gebracht wurde
durch die nicht zu billigende geistliche Doppelführung, bei der
jeder der Beichtväter nach einer entgegengesetzten Maxime handelte
.51) Und was soll man von einer solchen Leitung sagen, die
stark an Konrad von Marburg erinnert, wonach die Leidende, die
ohnehin so viel an Schlaflosigkeit litt und Ruhe sehr notwendig
gebraucht hätte, „die ganze Nacht hindurch nie eine Minute ruhen
durfte, auch nicht beim kältesten Winter, sondern die ganze Nacht
betend und wachend zubringen sollte und dabei die schwersten
Anfechtungen zu bestehen hatte**,52) daß man zuließ, wie sie

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