Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 296
(PDF, 159 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1915/0300
296 Psychische Studien. XLIL Jahrgang. 7. Heft. (Juli 1915.)

sagt, das die Seele darin das Vermögen beweise, eine ungeheure
Menge von Vorstellungen, die wir im Wachen nur in langer Zeit
nacheinander zu entwickeln vermögen, in kürzester Zeit hervorzubringen
, erzählt Baron von Ü x k ü 11 als seine eigene Erfahrung
mit folgenden Worten:

„Ich hatte — so schreibt er selbst darüber unter dem 23. Mai
1869 — im letzten Winter in Nizza einen eigentümlichen Traum,
eine Art Vision in einer Reihe von Bildern, und zwar drei Nächte
hintereinander. Ich sah nämlich mein ganzes Lsben von frühester
Kindheit bis zur Gegenwart ganz deutlich an mir vorüberziehen,
so daß ich die Szenen zeichnen könnte, in der klarsten und prägnantesten
Weise. Dabei war immer eine korrigierende Stimme in
mir, die stets auf die Wahrheit hinwies, wenn ich mich über etwas
täuschen wollte. Noch mehr aber nahm mich dabei in Anspruch
die Deutung dieser Selbstschau, ihre ethische Erklärung, wobei
meine Seele — schon im Traum — erzogen und geläutert wurde
und ich mich in meinem Gewissen gereinigt und gefördert
fühlte.** —

Bekannter noch, sagt Du Prel, ist ein Traumgesicht Siegmund
von Seckendorfs, eines sehr angesehenen Mannes, in welchem
das latente Gedächtnis dramatisch funktioniert. Er hatte dasselbe
am 26. April 1 785, ein halbes Jahr vor seinem Tode und erzählte
es zu öfteren seinen nächsten Freunden, hatte es auch sogleich
nach jenem Erlebnis genau aufgezeichnet, weil es eben den
tiefsten Eindruck auf sein Gemüt hervorgebracht hatte. Die Sache
selbst verhielt sich also:

Es erschien ihm ein Mann von gewöhnlicher Gestalt und
Kleidung, welcher ihm sagte, daß er sich nach seinem Gefallen
eines von beiden von ihm ausbitten könne, entweder seine vergangenen
oder seine zukünftigen Schicksale sich der Reihe nach
vorstellen zu lassen. Die Zukunft, erwiderte Seckendorf, wollte
er Gott überlassen; aber angenehm würde es ihm sein, wenn er
noch einmal sein ganzes vergangenes Leben wie in einem Gemälde
vor sich sehen könnte. Sein Wunsch wurde ihm sogleich gewährt,
indem ihm ein Spiegel vorgehalten wurde, in welchem er selbst
solche Vorgänge seines früheren Lebens, deren er sich im Wachen
kaum bewußt war, mit einer Deutlichkeit und Lebendigkeit vor
sich sah, als wenn sie diesen Augenblick erst geschehen wären. Er
sah sich z. B. als Kind von drei Jahren aufs Genaueste mit allen
Umständen seiner Erziehung. Jede Schulszene mit seinen Erziehern
, jede verdrießliche Begebenheit, die er in seiner Jugend erlebt
hatte, ging in diesem Spiegel lebhaft an seinen Augen vorüber.
Bald darnach stellte ihm derselbe in der Folge seines Lebens auch
den früheren Aufenthalt in Italien vor, wo er einst eine Dame
zurückgelassen hatte, die er gewiß geheiratet haben würde, wenn
ihn nicht sein Schicksal schnell von dort abgerufen hätte. Die


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1915/0300