Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 298
(PDF, 159 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1915/0302
298 Psychische Studien. XLII. Jahrgang. 7. Heft. (Juli 1915.)

hat.---Als die Hexen nicht mehr verbrannt wurden, gab es

auch keine mehr. Seitdem das andere Gesicht auf ein paar alte
Weiber, oder ein Dutzend hypochondrische Schuster oder Schneider
beschränkt wurde, ist die Sache nachgerade lächerlich geworden,
und bei Gegenständen der Art ist das Lächerlichwerden Zernichtung
derselben. —"

Diese Gedankengänge — man verzeihe mir diesen Euphemismus
—, welche mit der ungeheuren Prätension einer die Tatsachen
der Deuteroskopie vernichtenden Kritik auftreten, gewähren
uns einen wahrhaft trostlosen Einblick in die Gedankenödnis der
modernen Aufklärung und zeigen uns zugleich, welcher Wert ihren
Negationen beizumessen ist.

Wie anders funktioniert dagegen der intuitive Geist des
genialen Dichters: wie bewährt er sich im Erkennen des Tatsächlichen
, im raschen Erfassen tiefer, verborgener Wahrheit.
Sehr ergreifend hat z. B. C h a r 1 e s D i c k e n s in seiner Novelle
„Der Weihnachtsabend" die die Gemütskräfte wiederbelebende
Macht der retrospektiven Tiaumvision geschildert; und Grillparzer
hat in seinem dramatischen Märchen „Der Traum ein Leben*' dei
Wahrheit Ausdruck verliehen, daß der deuteroskopische Traum
nicht nur ein ganzes Menschenleben in sich zu lassen vermag,
sondern daß ihm auch eine mysteriöse, veredelnde Mache eigen ist,
die man im realen Leben vergeblich suchen würde.

Die große ethische Bedeutung, sowie die gewaltige durchgreifende
Wirkung der retrospektiven Deuteroskopie, d. h. des
mit sittlicher Wertung verbundenen panoramatischen Überblickes
über das zurückgelegte Erdenleben läßt uns der Dichter in den von
überströmendem Gefühl getragenen Worten ahnen, in die sein, aus
einer prospektiven, gemeiniglich Warntraum genannten, Traumvision
erwachter Held am Ende des Stückes ausbricht:

R u s t a n : „Eine Nacht! und war ein Leben.

Massud : Eine Nacht. Es war ein Traum,

Schau, die Sonne, sie, dieselbe,
Älter nur um einen Tag,
Die beim Scheiden Deinem Trotze,
Deiner Härte Zeugnis gab. —

R u s t a n : Sei gegrüßt, du heil'ge Frühe,

Ew'ge Sonne, sel'ges Heut'! *
Wie dein Strahl das nächfge Dunkel
Und der Nebel Schar zerstreut,
Dringt er auch in diesen Busen,
Siegend ob der Dunkelheit.
Was verworren war, wird helle,
Was geheim, ist's fürder nicht;
Die Erleuchtung wird zur w arme»


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