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Dobberkau: Gesetze der Weltgeschichte. 311
usw.), 6. teutonisch (Deutsche diesseits und jenseits des Ozeans,
Holländer, Dänen, Schweden, Norweger, Isländer usw.), 7. slavisch
(Russen, Polen, Tschechen, Bulgaren, Serben usw.), 8. mongolisch
(Chinesen, Tibetaner, Koreaner usw.). Wenn innerhalb desselben
Völkerkreises (es muß nicht gerade innerhalb desselben Volkes
sein!) einander entsprechende Ereignisse a und al im Abstände
von etwa 3Jahrhunderten sich folgen (rein zeitlich), so ist ziemlich
sicher darauf zu rechnen, daß nach weiteren 3 Iahrhunderten in
diesem Kreise ein drittes Ereignis a2 folgen wird, das alle Bestandteile
enthält, die a und al gemeinsam sind: Gesetz des
internen Parallelismus.
Der Grad der Sicherheit nimmt natürlich bei jedem weiteren
verwandten Ereignis zu. Zur völligen Gewißheit aber wird die
Wiederholung sogar eines einzelnen Ereignisses (richtiger seiner
entsprechenden Bestandteile) innerhalb jedes dieser Völkerkreise,
wenn ein entsprechendes zweites Ereignis zeitlich - völkischen
Charakters dazu tritt, nach dem Gesetz des externen
Parallelismus.
Damit hat es folgende Bewandtnis: Wer in meinen oben angeführten
Geschichtsiabellen oder in irgend welchen anderen die
weltgeschichtlichen Ereignisse miteinander vergleicht, der wird bemerken
, daß in Abständen von etwa 3 Jahrhunderten, bzw.
27—30 Jahrzehnten, sehr häufig korrespondierende Ereignisse in
den übernächsten Völkerkreisen (1,3,5,7) stattfinden, viel seltener
im Abstände von etwa eineinhalb Jahrhunderten in den einander
unmittelbar benachbarten Völkerkreisen (1 und 2, 2 und 3, 3 und
4, 4 und 5, 5 und 6, 6 und 7). So oft dies geschieht, ist ziemlich
sicher ein ähnliches Ereignis im weiteren übernächsten oder unmittelbar
benachbarten Kreise zu erwarten; auch hier wird der
Grad der Sicherheit durch das Hinzutreten eines dritten, vierten
Ereignisses erhöht.
Diese beiden Gesetze des internen und des externen Parallelismus
ergänzen einander; so oft beide zusammen treffen, ist jedesmal
die entsprechende Wiederkehr völlig gewiß.
Ich habe gefunden, daß die von mir aufgestellten Gesetze
stets zutreffen; ich fordere jeden auf, nach genauer Prüfung der
Weltgeschichte mir nur einen einzigen Fall deh Gegenteils nachzuweisen
. Manchmal, sehr oft sogar, scheint es freilich im Verlaufe
der Geschichte eine Zeitlang, als ob es anders kommen, als
ob das gerade Gegenteil von dem eintreten sollte, was nach diesen
Gesetzen eintreten müßte. Aber in allen diesen Fällen kommt
dann etwas Merkwürdiges zur Erscheinung, was man mit Hegel die
„List der Weltvernunft " nennen könnte. Ganz plötzlich
tritt dann ein (meist völlig unvermutetes!) Ereignis ein mit
der Wirkung, daß doch schließlich die vorgeschriebene Gesetzmäßigkeit
— wider alles Erwarten — triumphiert, daß es am Ende
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