Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 326
(PDF, 159 MB)
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826 Psychische {Studien. XLIL Jahrgang. 8. Heft. (August 1915.)

käme. Soviel aber ist gewiß, daß alles das, was man von japanischer
Kunst in den europäischen Sammlungen zu sehen Gelegenheit
hat, nur einen ganz unvollkommenen Eindruck von dem gibt,
was im Heimatlande selbst die harmonische Zusammenfassung
aller dieser Kunstleistungen in einem schönen Tempelbau leistet.
Die Shogunengräbertempel sind buddhistisch, nur einer davon ist
gegenwärtig in shintoistischen Besitz übe rgegangen.

Was die Einrichtung der japanischen Tempel im allgemeinen
anbetrifft, so ist diese zweiteilig. Sie besteh * erstens aus dem
öffentlichen Andachtsraum, zu dem man aber in manchen buddhistischen
Sanktuarien auch nur nach Ablegung der Schuhe Zutritt
hat. Er wird „Haiden" genannt. Und zweitens aus dem
Allerheiligsten, dem sog. „Honden". Bei einigen Tempeln, wie
gerade bei denen im Shibapark, liegt dazwischen noch ein „Ai-
no-ma" genannter Zwischengang. Vom Dachfirst mancher Tempel
hängt ein breites Band herab, welches ein Glöckchen in Bewegung
setzt. Wer hier seine Andacht verrichten will, zieht zuvor
an dem Strang, um der Gottheit seine Anwesenheit zu verkünden,
resp. um sie zu wecken, ehe man ein Geldstück in die riesige vor
dem Beter stehende Kiste wirft. Alsdann klatscht der Andächtige
in die Hände, reibt dieselben, während die Lippen Gebete murmeln
oder Anliegen vorbringen, verbeugt sich und geht rasch
wieder ab. Viele Tempel haben nebenan noch eine auf übermannshohen
Pfeilern stehende überdachte Tanzplatte errichtet, auf
der bei Tempelfesten religiöse Tänze — am bekanntesten sind der
Not und der Kaguratanz — aufgeführt werden. Für diesen
Zweck sind den Tempeln Tänzerinnen angeschlossen, welche nicht
mit den öffentlichen Tänzerinnen verwechselt werden dürfen. Ich
habe bei einem derartigen Fest schon Mädchen im Kindesalter beteiligt
gesehen.

Vom Shibapark mit der elektrischen Bahn leicht zu erreichen
liegen die Gräber der 47 tapferen Ronin, welche als die Vasallen
eines mächtigen Damnos, den ein Shogun nach siegreicher Schlacht
hatte töten lassen, in echt japanischer Heldentreue auf dessen
Grab Harakiri gemacht haben. Das war im Iahre 1701. Sie sind
nun Nationalhelden oder Heilige geworden. Man kann kommen,
wann man will, stets findet man vor diesen schlichten Gräbern
eine gedrängte Menschenmenge, welche die Toten durch Verbrennen
von Weihrauch und Niederlegen ihrer Visitenkarten ehrt.
Letztere sind nicht mit den Gebetsstreifen zu verwechseln, welche
an den Tempeln aufgehängt oder als Fähnchen an dünnen Holz-
stängelchen in den Boden der Tempelanlagen gesteckt werden. An
diesen „Gohei" genannten Gebetsstreifen erkennt man die Shinto-
tempel, welche durchgehends viel einfacher gehalten sind, als die
buddhistischen, und deren offene Haiden man auch stets beschuht
betreten kann.


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