Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 327
(PDF, 159 MB)
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Freudenberg: Streiflichter auf japanischen Kultus.

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Auch das Grab des berühmten Feldmarschalls Nogi, der vor
kurzem nach dem Ableben des jüngst verstorbenen Kaisers samt
seiner Frau Harakiri machte, beginnt sich zu einem ähnlich besuchten
Wallfahrtsort zu entwickeln. —

Ein zweiter sehr schöner Park umschließt den auf dem
Kudanhügel gelegenen shintoistischen Tempel Shokonsha. Es ist
dies der Schrein „zur Einladung der abgeschiedenen Geister**,
der auch Jasu-Kuni-jinga, d. h. „Schrein des friedlichen Landes**
genannt wird. Vor ihm steht ein mächtiges Tempeltor, selbst als
ein Tempel imponierend. Hier werden nicht nur die Geister der
im Kampfe des Mikados gegen die Shogunenpartei im Iahre 1868,
sondern auch die Manen der in den übrigen Kriegen, besonders
auch dem letzten russisch-japanischen, Gefallenen verehrt. Der
Japaner als Shintoist steht eben durchaus auf spiritistischem
Boden. Daß die Seele nach dem Tode fortlebt, ist seine unerschütterliche
Überzeugung. Daher seine Todesverachtung im
Kampf, daher aber auch der häufige Selbstmord von Liebespaaren,
die ihrer Vereinigung Hindernisse entgegenstehen sehen. Sie
rechnen bestimmt auf eine Vereinigung im „Land des Friedens".
Offenbar aber sind die Vorstellungen der Japaner vom Leben im
Jenseits reiner als die phantastischen indischen Ideen von der
Seelen Wanderung. Sie denken sich die nach dem leiblichen Tode
freigewordene Seele zwar im Besitz höherer Anschauungen, aber
doch für die irdischen Interessen noch keineswegs abgestorben.
Wer sich einer Schuld bewußt ist, fürchtet die Rache der Abgeschiedenen
; die Krieger bitten die Geister der verstorbenen Helden
— es geschieht dies ganz offiziell seitens der Heeresleitung —
um ihre Beihilfe in beschlossenen Kriegen. Rührend ist die von
Heart dem Volksglauben entsprechend wiedergegebene Erzählung,
wie eine verstorbene Mutter ihr als Säugling zurückgebliebenes
Kind heimlich noch mit ihrer Milch nährt. Hundertfach ließen
sich noch solche Züge anführen, aus denen hervorgeht, daß die
spiritistische Überzeugung dem Japaner in Fleisch und Blut übergegangen
ist. Mein Freund Rosenörn traf einen japanischen
Bekannten am Bett seines sterbenden, bewußtlos in Krämpfen
liegenden Kindes. „Mein Sohn ist schon ein Gott**, sagte der
Japaner, „nur das Tier in ihm (das animalische Leben) läßt ihn
noch sich bewegen.**

Hierher gehören auch Begebnisse, wie die folgenden,
über welche ich das Nachstehende im Wortlaut einem Bericht
über die Entwicklung der japanischen Gesellschaft des „roten
Kreuzes** entnehme. Ich bemerke hier nur nebenbei, daß es für
eine anerkennenswerte Vorurteilslosigkeit spricht, daß die Bezeichnung
„rotes Kreuz** von Japan ohne weiteres akzeptiert
wurde, während die Türkei an Stelle desselben den „roten Halbmond
** setzte. In dem angezogenen Bericht aus dem Jahre 1912


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