Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 330
(PDF, 159 MB)
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330 Psychische Studien. XLII. Jahrgang. 8. Heft. (August 1915.)

und der buddhistischen Montosekte gehört. Nordöstlich der
große Kwannonlempel in der Vorstadt Asakusa, was die Japaner
wie Asaxa aussprechen. Nebenbei bemerkt: das Japanische kennt
im allgemeinen keine Akzente. Alle Silben sind gleich betont. Von
diesem „Heiligtum" sagt mein Reisehandbuch: „Der Tempel ist
sehr volkstümlich, mehr Wurstelprater als Heiligtum, stets stark besucht
; vor dem Tempel Buden mit tauchenden Meerjungfrauen,
Ziegen mit fünf Beinen, Akrobaten, Momentphotographen,
dressierten Affen, Zweikampf spielen, dann Verkaufsbuden mit
Taubenfutter (die Tauben sind zahm wie auf dem Markusplatz
in Venedig), Quacksalbermedizinen, Zuckerzeug, Spielsachen,
Eßwaren aller Art usw.*4 Nur die vielen Buden mit Devotionalien
vergißt dieser Berichterstatter zu erwähnen. Diese Buden bilden
eine lange Reihe, die bis zum Tempel führt, und die abends feenhaft
erleuchtet ist. Um die Tempel, es sind nämlich mehrere,
liegt ein schöner Park; in den Wipfeln der Bäume wohnen unzählige
heilige Hähne, die lustig aus dem Gezweige heraus
krähen, und ganze Scharen von Raben, die man übrigens in allen
japanischen Tempelhainen findet. In diesem Tempelbezirk habe
ich viele Stunden zur Beobachtung des Volkslebens verbracht,
von Andacht allerdings dort kaum eine Spur gesehen, es sei denn
bei einem jungen Mädchen, die eben vor einem Seitenschrein mit
Händeklatschen und -reiben ein Gebet beginnen wollte, aber, sobald
sie mich gewahrte, verschämt lachte und weglief. Der Haupttempel
enthält eine sagenhafte Statuette der Göttin Kwannon und
eine vergrößerte Nachbildung derselben, welch letztere allein dem
Publikum gezeigt wird. Sie ist aber so von Fahnen, Laternen,
Trommeln und religiösen Bildern umstellt, daß man, wie dies
auch in andern Tempeln oftmals der Fall ist, vom Hauptbild so
gut wie nichts sieht.

Hier war es mir auch vergönnt, einem Tempelfest beizuwohnen
, allerdings keinem solchen, wie es seinerzeit einen
englischen Bischof zu dem Auspruch veranlaßte: „er habe noch
nie so viel Andacht empfunden als in japanischen Heiligtümern".
Der Hauptaltar übermäßig bunt geschmückt. Am linken Seitenaltar
verrichtete ein gleich einem indischen Lama feuerrotgekleideter
Oberbonze eine rituelle Handlung, während zehn
Kollegen zur Seite hockten und zum Teil Zeitung lasen. Der
Ritus bestand darin, daß der Bonze vor den Altar trat, auf jeder
Stufe drei tiefe Bücklinge machte und, auf dem Podest angelangt
, in einer Schale Pulver und Flüssigkeit — was es war,
konnte ich nicht ermitteln — in knieender Haltung zusammenmischte
und unter neuen Verbeugungen und Schellengeläute
seitens seiner Amtsbrüder gegen den Altar hochhielt. Das Publikum
strömte massenhaft herbei, warf sein Senstück in den Kasten
und drängte weiter. Hutabnehmen gabs nicht, auch nicht im


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