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842 Psychische Studien. XLIL Jahrgang. 8. Heft. (August 1915.)
einer etwaigen Beatifikation vornehmen. Außergewöhnlich seltsame
Tatsachen, wie man solche nicht einmal im Leben der
Christina Admirabilis von S. Trond findet, werden bei der Klara
Moes angetroffen: Obsession, Visionen mit Prophezeiungen, Luftschweben
, Spuk, ungewöhnliche Teufelsplackereien, Tragen durch
die Lüfte, Stigmatisation, Engel- und Heiligenerscheinungen, Arme-
Seelenbefreiungen usw. In den „Psychischen Studien" dürften
die Leser auf die seltsamen wunderbaren Vorgänge von einem
Zeitgenossen in kurzen, fragmentarischen Angaben aufmerksam
gemacht werden, damit bewährte Kräfte sich mit ihrem Studium beschäftigen
und so der Kommission, dem kanonischen Gerichtshof
bei dem Informationsprozeß aufklärende Belehrungen geben
können.
I. Piaige- und Poltergeister.
Kobolds- oder Teufelsspuk im Leben der Dominikanerin Klara
Moes (1860 u. ff.).
Der Redemptoristenpater Romi, ihr Beichtvater in Luxemburg
, rief bei ihren Mitteilungen von Teufelsplackereien ihr zu:2)
„Was in aller Welt ist aus Dir geworden, Du verrückter und verbrannter
Kopf! Wer hat Dir erlaubt, Dich mit solchen Träume-
leien und Hirngespinsten abzugeben? Glaubst Du denn, Gott
habe den Mut, Dich von bösen Geistern plagen zu lassen, da er
doch viel besser weiß als Du und ich, wie wenig Du ertragen
kannst? In Deinem Stolz und Eigendünkel gehst Du soweit, zu
glauben, es sei etwas mit Dir, und doch bist Du so untauglich, daß
man Dich nicht einmal zu einem Schuhlappen gebrauchen könnte.
* Geh heim und komm mir nicht mehr mit solchen Dummheiten
unter die Augen/' — In einem Gutachten von ihrem damaligen
Beichtvater Pater Romi, wird 1869 Folgendes berichtet (Orig.
115, 189): „Dieser neue Zustand der Dinge fing mit einem mysteriösen
Verschwinden solcher Gegenstände an, deren sie sich 7u
ihren geistlichen Übungen bediente, und die sich nach einiger
Zeit ebenso mysteriös wieder vorfanden . . .
Es waren Schreck- und Teufelsgestalten, die sich meistens
zur nächtlichen Zeit mit Getöse ankündigten. ^ Endlich gesellten
sich zu diesen Erscheinungen körperliche Mißhandlungen, die sich
nicht selten bis zu häufigem Blutvergießen steigerten. Damals
stand Pater Ottmann, der den weitverbreiteten Ruf eines ausgezeichneten
Seelenführers genoß, unserem Hause in Luxemburg
vor. Er verwies mich an Scaramelli's Mystik, wo ich zu meinem
Erstaunen das Wesen und die Entwicklung solcher Zustände vorfand
, wie sie sich bei Fräulein Moes ereigneten und ihren Verlauf
2) Bartliel B 225 u. Pr. Montanus, 8. 47 ff.
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