Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 361
(PDF, 159 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1915/0365
Ka:ndl: Geisteswissenschaft und moderne Knltnr. 361

Und Teurung anlangt, könnt Ihr so gut

Dem Himmelszelt mit Euren Knütteln dröhn,

Als daß Ihr auf den römischen Staat sie schwingt —

Die jetzige Hungersnot stammt von den Göttern

Und nicht vom Adel. Mit gebeugten Knien

Und nicht mit Fäusten müßt Ihr sie bekämpfen."

Erster Bürger: „Für uns sorgen? Nun das muß ich sagen! —
Sie haben noch nie für uns gesorgt; ließen uns verhungern,
während ihre Kornhäuser von Getreide strotzten; machten Gesetze
gegen den Wucher, um den Wucherern unter die Arme zu greifen;
wiedei rufen täglich eine heilsame Verordnung wider die Reichen
und e-sinnen täglich schärfere Satzungen, um die Armen zu
fesseln und einzuschnüren. Wenn der Krieg uns nicht auffrießt,
so werden sic's tun; darin besteht ihre ganze Liebe zu uns."

Menenius: »Entweder müßt Ihr selbst als ungemein
Böswillig Euch bekennen, oder Euch
Als töricht schelten lassen." —

Das Wesen der griechischen und römischen Kultur des Altertums
unterscheidet sich aber noch auf das Vorteilhafteste von
dem der unsern, denn das Menschheitsgewissen war damals noch
nicht durch die Lehren einer sozialökonomischen Afterwissenschaft
in dem Grade zerstört, daß man Habsucht und Geldgier
nicht als verwerfliches Laster gebrandmarkt hätte, anstatt sie, wie
unsere Zeit, als die höchsten Tugenden zu preisen.

Trotzdem das Unheil, das der Menschheit damals aus diesem
verabscheuungswerten Laster erwuchs, nicht halb so groß war wie
heute, sah sich ihr Genius doch bewogen, seine warnende Stimme
dagegen zu erheben:

„Nimmer ist ein solches Unheil wie das Geld

Der Welt erwachsen. Städte kehrt's verwüstend um

Und treibt die Menschen flüchtig fort von Haus und Herd;

Betörend überreckt Geld der Edlen Sinn,

Daß sie zu schmachvoll bösem Handeln sich versteh'n;

Zu jeder Arglist leitet Geld die Menschen an

Und weiht sie ein in jedes gottvergess'ne Tun."

(Sophokles.)

Alles wohl erwogen, wird man St. keineswegs beipflichten
können, daß der gegenwärtige europäische Krieg idealer Güter
wegen geführt wird. Es ist kein Ringen zwischen einer Kultur, die
auf einer idealistisch-geistigen Weltanschauung basiert, und einer
solchen, die sich auf eine materialistische gründet, sondern ein
Ringen um Macht, Einfluß und Besitz. Auf die materialistische
Weltanschauung aber gründet sich die ganze europäische Kultur.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1915/0365