Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 383
(PDF, 159 MB)
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Freudenberg: Streiflichter auf japanischen Kultus

383

Tokyo im Jahre 1908 von ersteren 4348, von letzteren 6710, im
Ganzen 10 058. Unheimlich groß aber ist darüber hinaus die
Zahl der heimlichen Prostituierten. Die Polizei ermittelte allein
in dem einen Stadtbezirk von Asakusa im verflossenen Jahr
1158 solcher." Das sind die Ziffern für eine einzige Stadt, soweit
sich solche ermitteln lassen, und in manchen Hafenstädten sollen
die Dinge noch schlimmer liegen. Doch würde man irren, wenn
man für ganz Japan gleiche Verhältnisse annehmen wollte. Auf
dem flachen Lande regiert die reinliche Einehe. Allerdings ist die
rechtliche Stellung der Frau in Japan noch nicht eine solche, wie
es der allgemeinen Kultur dieses Volkes entspricht, und Männer
wie der obengenannte Parlamentarier arbeiten energisch als Vorkämpfer
in der Frauenbewegung; vieles aber ist in letzter Zeit
schon erreicht worden. — Die konzessionierten Bordelle stehen
unter dem Schatz des Gesetzes. Sie gehören zumeist großen
Kapitalisten, welche die Mädchen auszubeuten und unter dem
Deckmantel der Dienstmiete zu kaufen und zu verkaufen suchen.
Doch hierauf hat die Behörde jetzt eirl wachsames Auge. Noch
ist allerdings auch die Zeitehe allgemein üblich, und hiervon
machen — bezeichnender Weise — die in Japan residierenden
Ausländer nicht den spärlichsten Gebrauch. Es genügt dabei,
daß man der Poüzei einfach die Mitteilung macht: „Ich habe das
Fräulein so und so als meine Frau zu mir genommen.4* Ist man
derselben müde, so schickt man sie heim und teilt der Polizei mit:
„Fräulein so und so ist nicht mehr als meine Frau bei mir." Doch
diese Fälle bleiben immer vereinzelt und es steht ihnen die gewaltige
Zahl glücklicher und musterhafter Ehen in Stadt und
Land gegenüber. Man kann die gemeinsame Liebe der Eltern
zu den Kindern sogar als einen charakteristischen Zug des japanischen
Volkes bezeichnen.

In Japan sehen wir, gerade so wie auch bei uns, eine stets
zunehmende Abwendung der Frauenwelt von der rein häuslich-
wirtschaftlichen Tätigkeit, so daß hierdurch der Männerwelt eine
ernsthafte Konkurrenz erwächst. Allein in Tokyo beträgt die
weibliche Bevölkerung fast eine Million, wovon ein Fünftel bis
ein Viertel in der einen oder der anderen Form m Stellung geht.
Die meisten Mädchen werden Kleidermacherinnen, Ladenfräulein
, Kellnerinnen, Lehrerinnen und Fabrikarbeiterinnen. Manche
japanische Erzieher haben die Überzeugung gewonnen, daß
hieran die moderne Schulbildung die Schuld trage, indem diese
das heutige junge Mädchen für die häusliche Tätigkeit ungeeignet
mache. Die größere Wahrscheinlichkeit jedoch spricht
dafür, daß der gegenwärtige Einbruch der japanischen Frauenwelt
in andere Tätigkeitszweige als die häusliche Wirtschaft
mehr auf zwingenden finanziellen Verhältnissen beruht als auf
einer bestimmten Geschmachsrichtung oder eigener Wahl. —

(Fortsetzung folgt.)


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