http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1915/0395
Philalethes: Ein klassisches Muster metapsych. Phänomene 387
der Rahmen zu knapp, doch besteht die Hoffnung, es in einer
eingehenden Studie tun zu können, sobald friedliche Zeitläufe
wieder größere Muße gewähren.
Ein klassisches Muster metapsychischer
Phänomene unserer Zeit.
Von Dr. Philalethes.
(Fortsetzung von Seite 346.)
Ein anderes Mal war die hartbedrängte Mutter wieder stark
versucht die Flucht zu ergreifen. Als Schwester Johanna sie
zurückhalten wollte, ward der Teufel plötzlich so erbost, daß er
die Mutter zwang, die Schwester zu mißhandeln. Allein
öfters kam es doch vor, daß die Leidensbraut in Stunden schwärzester
Finsternis und satanischer Obsession gezwungen
wurde, etwas zu schreiben oder zu sagen, was sie in ihrem Innern
durchaus mißbilligte und aus sich nie getan hätte. Bald aber
erschien Maua und Engel So erzählte sie: „Nach einigen
Augenblicken erschien mir die schmerzhafte Mutter Maria,
umgeben von vielen heiligen Engeln. Sie näherte sich mir und
überreichte mir ein kostbares Gefäß, das einen sehr stärkenden
und wohlriechenden Trank enthielt, mit dem Auftrage, denselben z i
trinken, worauf ich mich denn auch außerordentlich gestärkt und gekräftigt
fühlte**. (Barthel S, 235.) Legen ja doch ihre Seelenberichte
, welche bis zum Jahre 1881 reichen, ein erschütterndes
Zeugnis über die Riesenkämpfe ab. Die Qualen, welche sie ausstand
, um den kostbarsten Schatz der heiligen Reinheit zu bewahren
, finden kaum ihresgleichen.
In den schwierigsten und hartnäckigsten Kämpfen Satans
sandte ihr der göttliche Heiland seinen höchsten und mächtigsten
Himmelsfürsten, den Erzengel Michael, zum Beschützer und Verteidiger
.
Allein mit erneuter Wut brachen Versuchungen über sie herein, so
daß sie sich als lebendiger Teufel vorkam; sie sah in sich die
schauderhaftesten Schlechtigkeiten. Es gab keine Häresie, mit
welcher Satan im Advent 1877, also im 45. Jahre, sie nicht heimsuchte
. Die dämonischen Plackereien dauerten an. Satan ließ ein
Luzirerlicht aufgehen. Während ihrer letzten Lebensjahre nahmen
die ältesten Schwestern manchmal wahr, daß Mutter Klara auf
unaufklärliche Weise mißhandelt worden war. So bezeugt eine
Schwester, daß sie die liebe Mutter öfter des Morgens wie zerschlagen
an allen Gliedern oder mit verwundetem Gesicht und einmal
mit geschundenem, blutendem Anne angetroffen habe.
Namentlich in einer Nacht müssen grausame Plackereien stattgefunden
haben. „Sie hatte des Morgens so aufgeschwollene
Wangen und Lippen, daß sie nur unartikulierte Laute hervor-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1915/0395