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Berger: Die Metaphysik des Mikrokosmos. * 393
ersten Sitzung — eine in einem unsagbar schönen Glänze
strahlende Kugel über dem Haupte des Fluidals. Dies ist der von
den Theosophen ebenso beschriebene Mentalkörper, „das Oval
des Geistes". Frau Lambert berichtet, daß die leuchtende Kugel
mit dem Fluidal durch ein ebenso leuchtendes Band verbunden
sei, und darüber befragt, was aus ihr nach dem Tode des
Menschen werde, gibt sie zur Antwort: „Ich glaube, daß sie nicht
stirbt." Frau Francis sagt sogar viel zuversichtlicher: „Sie lebt
immer."
„Nach allen diesen Beobachtungen" — so sagt Durville —
„dürfen wir bestimmt annehmen, daß der Fluidalkörper aus verschiedenen
Elementen zusammengesetzt ist, die sich je nach den
Umständen voneinander trennen. Es erscheint beinahe sicher,
daß er, wie die Theosophie lehrt, zusammengesetzt ist aus einem
Ätherkörper, Astralkörper und Mentalkörper." Ich kann mich
diesem Urteil vollständig anschließen. Wenn man durch zwei so
verschiedene Methoden, wie es die experimentelle psychische
Forschung und die Esoterik sind, zu denselben Ergebnissen
kommt, so ist das Resultat wohl auf die höchste Stufe der Wahrscheinlichkeit
erhoben.
8,
Der Wert dieser okkultistischen Forschungen für die Metaphysik
des Mikrokosmos kann sicherlich nicht leicht überschätzt
werden. Wenn sich durch .solche metapsychische Experimente
herausgestellt hat, daß der unsichtbare Mensch, der Fluidalkörper
, wie wir ihn mit Durville nannten, der eigentliche Träger
nicht nur des Lebensprinzips, sondern ebenso des Willens, der
Intelligenz, des Gedächtnisses, des Bewußtseins, der Sinnesfähigkeiten
ist, und zwar in dem Maße, daß der physische Körper, durch
die Spaltung in einen völlig kataleptischen Zustand geraten, aller
Kräfte und Reaktionen beraubt erscheint, so sinkt der sinnfällige
physische Leib des Menschen zu einem bloßen Vehikel seiner
Seele für die irdisch-materielle Welt, zu einem Werkzeug seiner
Betätigung auf diesem physischen Plan herab, und der Bann des
Materialismus in jeder Form, auch als Monismus oder psycho-
physischer Parallelismus, ist gebrochen; ja noch mehr: die
„athanistischen Illusionen" des Menschen, denen nach Haeckel
durch die wissenschaftliche Kritik der letzten Dezennien der
Todesstoß versetzt sein soll, leben als unabweisbare Resultate der
Wissenschaft in ungeahnter Kraft wieder auf. Durville ist sich
der Tragweite seiner Feststellungen voll bewußt, wenn er in
seinen Schlußfolgerungen schreibt:
1. „Die Dualität des menschlichen Körpers ist eine durch
den experimentellen Beweis gesicherte Tatsache. Diese Tatsache
beweist ferner die Unabhängigkeit der Kraft von der Materie und
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