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396 Ps> einsehe Studien. XLII. Jahrg. 9. Heft. (September 1915.)
alles gefaßt sein; nämlich, daß die hier aufgewiesenen Resultate
wieder Materialismus seien. Freilich ist der Fluidalkörper, der
als seelisches und geistiges Prinzip aufgewiesen ward, insofern
etwas Stoffliches, als er von den Sensitiven als etwas Leuchtendes
gesehen wird. Aber dieses Stoffliche ist dem Äther, den wir
kennen und der uns doch noch so rätselhaft ist, aufs nächste verwandt
. Der Äther verbindet in sich die widersprechendsten Eigenschaften
. Er ist in der Tat so fein, daß er den Gang der Welten
in nichts hemmt und doch so stark, daß er uns die Lichtstrahlen
der Sterne in der Geschwindigkeit von 300 000 km in der Sekunde
übermittelt, eine Sache, die nur möglich ist, wenn dieser Äther
eine Festigkeit besitzt, die jener des Stahles gleichkommt. Hirn
hat gezeigt, daß, wenn die Dichte dieses Äthers nur 1 Million mal
geringer wäre als die verdünnte Luft, die in einer Crookes'schen
Tube eingeschlossen ist, die mittlere Bewegung des Mondes in
100 Jahren um eine halbe Minute geändert würde. Noch mehr,
der Äther würde rapid die irdische Atmosphäre verdrängen, und
deren Chok gegen die von Atmosphäre freien Sterne würde eine
Steigerung der Temperatur um 38 000 Grad erzeugen. Da nichts
von all dem geschieht, so muß man schließen, daß der Äther
noch immaterieller ist44). Aus solchem Stoffe scheint der Ätherleib
und der Astralleib des Menschen gewoben zu sein, die Mentalkugel
offenbar aus noch feinerem Agens. Unter Materie und
Materialismus hat man jedenfalls zu allen Zeiten etwas Anderes
verstanden. Wer dem Geiste nur das Attribut der Immaterialität
zuschreibt, ist bei einer negativen Grenzbestimmung angelangt,
mit der sich nichts anfangen läßt, er verfällt in den Fehler
Wundts, der das Wesen der Seele in die Aktualität setzt. Wirkungsweisen
der Veränderung aber ohne ein zugrunde liegendes
Etwas, das sich verändert, sind, wie gesagt, eine logische Ungeheuerlichkeit
. Es gibt Menschen, die den hellseherischen Blick in
die über unserer physischen Ebene liegenden Plane, die Astralebene
und den Mentalplan (auch Devachanebene genannt) besitzen
, die höher liegenden Welten sind ja dem Menschenblick
verschlossen; aber auch in der mentalen Welt noch hat alles
Wirkende einen Träger der sich offenbarenden Kraft. Wenn das
jene übergeistig Geistigen auch noch Materialismus nennen, so
tut uns das leid, aber zu ändern geht das nicht, es ist nun einmal
so.
Selbst der nur oberflächlich in diesen Fragen Orientierte
muß einsehen, daß die hier gewonnenen Resultate von grundlegender
Bedeutung für unsere Weltanschauung sind. Iedenfalls
44) Paul Le Cour: „Vom Psychismus zur Astronomie" in den
„Annales des sciences psychiques", Juni 1913; nach einem Bericht
von Oberst a. D. Peter in den Psych. Studien, Okt. 1913, 8. 559.
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