Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 403
(PDF, 159 MB)
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Kaindl: Geisteswissenschaft und moderne Kultur.

403

0. : In sittlicher Beziehung gilt die Bibel ja auch noch
denen als Norm, die selbst alles Andere für Irrtum halten, das in
ihr enthalten ist.

T h. : Dann müßte ja aber der, welcher ein modernes Korn-
pendium der Ethik studiert, das auf Altruismus gegründet ist, dieselben
Gefühle empfinden, wie jener freier denkende Bibelleser?

O. : Das wird wohl auch der Fall sein, nur daß eben
zwischen theoretischen Vorschriften und der Anwendung auf das
Menschenleben ein großer Unterschied ist. Dazu gibt es aber
auch noch andere Gesichtspunkte, die uns die Bibel so anziehend
machen. Ich meine z. B. die Schönheit der Sprache, die Poesie,
die in diesen Büchern liegt — aber das würde uns auf rein
ästhetische Gesichtspunkte führen —. Vielleicht auch gewisse
Erinnerungen aus der Kindheit»

(Fortsetzung folgt)

Geisteswissenschaft und moderne Kultur.

Von Alois Kaindl (Linz a. D.).
(Fortsetzung statt Schluß von Seite 362.)

In den Vorgängen des Kosmos und der Natur hat man die
Gesetzmäßigkeit erkannt, nicht aber in jenen des sozialen Lebens.
Die regelmäßigen Mißerfolge in der Staatskunst haben die
Menschen nicht auf die Vermutung geführt, daß auch die
menschliche Assoziation von festen Gesetzen reguliert wird, und
daß behufs einer harmonischen Umgestaltung der Gesellschaft die
Erkenntnis und Beachtung dieser Gesetze erforderlich sind. Nach
den Resultaten, die der Materialismus mit seiner egoistischen
Moral während seiner Herrschaft jedesmal zeitigte, läßt sich nicht
darauf schließen, daß er über eine Kenntnis dieser Gesetze verfügt
. Daher sagt auch du P r e 1, daß eine materialistische Gesellschaftsordnung
in der Geschichte nicht vorkomme, sondern
nur eine materialistische Gesellschaftsunordnung. Er meint ferner,
daß mit der Ausbreitung des Materialismus das Kollektivgefühl
immer mehr schwinden müsse, und hält es in Anbetracht dessen
für einen inneren Widerspruch der Sozialdemokratie, daß sie eine
ideale Gesellschaftsordnung auf materialistischer Grundlage zu erreichen
strebt. — Fan innerlich widerspruchsfreier Sozialismus
müßte sich behufs Schaffung einer natürlich-verbundenen
sozialen Organisation eine altruistische Moral zur Grundlage
nehmen; nachdem aber diese infolge des durch den Materialismus
hochgradig gesteigerten Egoismus praktisch nicht durchführbar
ist, versuchte man durch äußeren Druck eime künstlich verbundene
soziale Organisation herzustellen.

Da eine harmonische Neugestaltung der Gesellschaft in erster
Linie von der Erkenntnis abhängt, daß zwischen Zeitgeist und


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