Freiburger historische Bestände - digital

416 Psychische Studien. XL1I. Jahrg. 9. Heft. (September 1915.)

zinischen Wochenschrift" entnehmen wir, daß der Verfasser, wie
zahlreiche andere französische Ärzte, die deutsche Verwundete zu
behandeln hatten, bei diesen einen höchst unangenehmen charakteristischen
Geruch konstatiert haben wollen, der sich schon in
einiger Entfernung vom Bett geltend mache, wenn nur ein einziger
Deutscher im Lazarett liegt, und an den Kleidern des Arztes
längere Zeit hafte; sogar den Deutschen abgenommene Banknoten
und andere Gegenstände müßten wegen ihres durchdringenden
, Übelkeit erregenden Gestanks desinfiziert werden!! Besonders
der Fußschweiß der deutschen und speziell der preußischen
Soldaten soll so unerträglich stinken, daß der ekelhafte Gestank
eines vorbeimarschierenden Regiments länger als eine halbe
Stunde wahrnehmbar sei und daß französische Flieger in sehr
großer Höhe schon daran merken, daß sie deutsche Stellungen
überfliegen. In Frankreich, wo Fußschweiß ein Grund zum Ausschluß
vom Heeresdienst sei, komme auf 4—5000 der Heerespflichtigen
höchstens ein solcher „type boche**. Auch der Urin
der Deutschen zeige denselben fötiden, durch seelische Reizbarkeit
oder krankhafte Impulsivität, übermäßigen Dünkel und leicht
verletzte Eitelkeit bedingten Charakter, so daß nach den Erfahrungen
von Zimmervermietern und Hoteliers die von Deutschen bewohnten
Zimmer mit dem gesamten Mobiliar, besonders den Nacht-
kästen. für Reisende anderer Nationalitäten unbrauchbar werden
usw. Das wird dann aus der Zusammensetzung des deutschen
Urins, der an toxischem Stickstoff 20 Proz. enthalte, während er
in anderen Ländern nicht über 15 Proz. betrage, mit Zahlen
- ähnlich wie beim physiologischen Aushungerungsplan Richet's -
„exaktwissenschaftlich4* bewiesen; während die tötliche Dosis
französischen Urins 45 ccm auf 1 kg Meerschweinchen betrage,
sei sie bei deutschem Urin schon 30 ccm! Ein solch lächerlicher
Mißbrauch der hehren Wissenschaft im Dienste des kriegerischen
Hasses muß auf den unbefangenen Forscher und Menschenfreund
geradezu als moralisches Brechmittel wirken. Also so ganz vergessen
sind jetzt alle höheren gemeinsamen Gesichtspunkte echten
Menschentums und soweit hat es nun die gewissenlose Kriegsverhetzung
einer größtenteils bezahlten nationalistischen Lügenpresse
in den uns feindlichen Ländern allmählich gebracht, daß
sich die ersten Kulturvölker der Welt trotz Christentum und sonstiger
Einigungsbestrebungen tatsächlich nicht* mehr „schmecken*'
können und daß die bekannte „seelenriechende** Theorie unseres
Landsmanns Prof. Dr. Gustav Jäger vom „Haß- und Angstduft**
feindseliger Individuen jetzt auch noch für die Politik verwertet
wird!