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Freudenberg: Streiflichter auf japanischen Kultus.
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in der Dunkelheit nicht feststellen kann, woher ein Ton kommt,
so ist das nicht immer richtig. Es gibt sehr viel Situationen, in
welchen wir ganz genau sagen können, wo der Ton erschien.
Prof. Hyslop hatte wiederholt einwandfrei festgestellt, daß die
Klopftöne weder von den Händen noch von den Füßen des
Mediums erzeugt wurden, und vollständig unabhängig hiervon
waren.
Die Erklärung ist schwer, besser gesagt, bis jetzt unmöglich.
Nur der Einwand, daß andere Phänomene ebenfalls unerklärlich
schienen und sich doch als „Tricks", wenn auch unbewußte, herausstellten
, fällt auch hier ins Gewicht. Aber Hyslop ist der Meinung,
daß gerade für die Klopftöne mehr als für die anderen Phänomene
die »Unabhängigkeit** vom Medium anzunehmen sei. „Ich bin
geneigt**, sagt der Gelehrte, „die objektive Quelle der Klopftöne
anzuerkennen, gleichviel welche Kraft als Ursache angenommen
wird." (Fortsetzung folgt.)
Streiflichter auf japanischen Kultus
und japanische Kultur.
Von Dr. med. Franz Freudenberg, z. Zt. Cassel.
(Forisetzung von S. 379.)
Von frühester Jugend an werden die Kinder gewöhnt, den
Eltern peinlich strenge zu gehorchen und sich selbst zu beherrschen
. Schreiende Kinder sind eine Seltenheit. In dieser
zeitig einsetzenden Erziehung zur Unterdrückung aller leidenschaftlichen
Äußerungen liegt der Keim zu der Meisterschaft, die
der erwachsene Japaner in der Kunst erlangt hat, seine Gefühle
zu verbergen und seine Gedanken geheim zu halten. Bei der un-
leugbar vorhandenen Verschlagenheit seines Charakters sichert
ihm dies eine gewisse Überlegenheit im Verkehr mit Abendländern
. Besonders bemerkbar macht sich in der Gegenwart ein
an Größenwahn*) grenzendes Selbstgefühl, welches systematisch
von der Regierung bei der heutigen Jugend groß gezogen wird.
Ob der Wahrheit hierbei dreist ins Gesicht geschlagen wird, spielt
keine Rolle. Das staatlich eingeführte Elementarlesebuch ver-
*) Zur Charakterisierung dieses zu krankhafter Höhe empor-
gewucherten Selbstgefühls der Japaner folgendes typische Beispiel:
als auf der II. internationalen Leprakonferenz zu Bergen im Jahr
1909 gelegentlich eines Festes der japanische Arzt Dr. Kitasato dem
König Kakon vorgestellt wurde, begrüßte der letztere den Gelehrten
mit den freundlichen Worten: „O, Ihr Name ist mir schon bekannt
als Mitarbeiter Kochs und Behrings * Kitasato aber trat einen Schritt
zurück und antwortete: „Ew. Majestät entschuldigen. Koch und
Behring waren meine Mitarbeiter." — Die Münchener medizinische
Wochenschrift hat dieses unerhörte Vorkommnis sicherbezeugt für
alle Zeiten festgenagelt. —
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