Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 428
(PDF, 159 MB)
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428 Psychische Studien. XLII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1915.)

breitet die Lüge, daß das Pulver, der Telegraph, das Telephon
usw. von Japanern erfunden sei. Der für japanisches Wesen allzusehr
voreingenommene, als englischer Lehrer im Staatsdienst
angestellte L. Hearn weiß hiervon freilich ebensowenig etwas zu
vermelden, wie P. Loti. Und doch ist es wahr und empört den
ehrlich denkenden Deutschen. Da darf man sich denn auch nicht
wundern, wenn seitens biederer Japaner naive Fragen an einen
gestellt werden, wie: ob es in Berlin auch schon Automobile gebe?
warum eigentlich das japanische Gold so viel besser wäre als das
europäische usw. Wehe dem Europäer, der sich im Zorn hinreißen
läßt, nach einem dieser hochheiligen Japaner zu schlagen!
Er wird nicht mit Geld, nicht mit Gefängnis, nein mit Zuchthaus
bestraft. Mich schlug ein japanischer Rikschamann, der sich mir
schamlos aufdrängte, als er endlich sah, daß er bei mir nichts
ausrichte, beim Ausgang eines Tempelgartens mit der Faust auf
die Schulter und lief weg. Polizei war nicht in Sicht. Ob ich
aber bei ihr und dem Richter den Schutz gefunden hätte, der ihm
im umgekehrten Falle als gelbem Mann fraglos zu Teil geworden
wäre, lasse ich dahingestellt.

Doch ein solches Vorkommnis bildet eine Ausnahme. Nie
mehr habe ich etwas Ähnliches erlebt, vielmehr überall sonst bei
Alt und Jung freundliches Entgegenkommen gefunden. Vielleicht
war jener Rohling berauscht, obwohl dies bei den nüchternen
Japanern nur selten vorkommt. —

In das Kapitel der offiziellen Verbreitung unwahrer Tatsachen
gehört auch die Lehre, welche die Regierung von den
Lehrstühlen ihrer Universitäten neuerdings verbreiten läßt, daß
die Japaner von den alten Mexikanern abstammten. Es dient
dies dem durchsichtigen Zweck in schlaupolitischer Weise eine
Art moralischen Rechtes zu erschleichen, sich in die Angelegenheiten
Zentralamerikas einzumischen und sich dort eventuell festzusetzen
. Diese ganz haltlose Abstammungstheorie habe ich
selbstredend bei meiner Eingangs gernachten Behandlung der Her-
kunft der Japaner nicht erwähnt. —

Von Tokyo aus unternahm ich die Wallfahrt nach Nikko,
den Fuji links und rechts den rauchenden Asamo entlang. Mein
Zug fuhr unmittelbar dem Extrazug des Kaisers voran, der sich
gleichfalls nach Nikko, seiner Sommerresidefiz, begab. So hatte
ich Gelegenheit, auf allen Stationen die zur Begrüßung herbeigeeilten
Behörden und Notabein zu sehen, alle in Frack und
hohem Hut. Manche Cylinder waren monströs. Der Japaner in
seiner Nationaltracht ist eine harmonische Erscheinung, in Frack,
Lack und Claque aber gleicht er — man verzeihe das harte
Wort — einem Affen. Fast die ganze fünf Stunden lange Bahnstrecke
bildeten Soldaten in Galauniform (Kaki) abteilungsweise
Spalier. In dem wunderschön zwischen bewaldeten Bergen ge-


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