http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1915/0446
438 Psychische Studien. XLII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1915.)
Rätsel. Nach einer vergeblichen Kommissionsuntersuchung
schlug der Kommissär mit der Faust gegen die Mauer und schrie
zum Spaß: „Wenn hier ein Teufel verborgen ist, so soll er antworten
.'* Die Mauer antwortete sofort mit einem furchtbaren
Donnerschlag, der den Kommissar ohnmächtig zusammenstürzen
ließ. Die rätselhafte Sache erregte solches Interesse, daß alle
großen Pariser Blätter ihre findigsten Detektiv-Journalisten nach
Fougeres abgesendet haben, die sich seit zwei Tagen an den
Untersuchungen beteiligen — ohne Erfolg." — Dieser Hausspuk
unterscheidet sich von den gewöhnlichen verwunschenen Häusern
durch die außergewöhnliche Heftigkeit und Schreckszenen, die
eine ganze Ortschaft, eine ganze Gegend und die breiteste
Öffentlichkeit aufregten, wogegen bei Medien des Trancezustandes
oder bei kleinerem Hausspuk die Belästigungen oft spielender
Natur sind.
2. Fall. Der Hausspuk zu M a r c i n e 11 e bei Charleroi in
Belgien. Januar 1913. An einem Mittwoche, um 10 Uhr vormittags
, sahen Frau Van Zanten und ihre Magd, daß die Glasscheiben
am Dache ihres Glashofes unter ihren Augen zersprangen
. Ein Steinhagel setzte ein und dauerte bis Mittag, wo
Ziegelstücke mit Steinen die Fenster alle nacheinander zerschlugen
. Um 2 Uhr hörte der Steinregen auf, um gegen 4 Uhr
wieder einzusetzen und bis 6*4 Uhr zu dauern. Gleich wurde
die Polizei benachrichtigt und der Kapitän Vandermersch mit
sechs Gendarmen erschien, die alle Häuser und Gärten der Nachbarschaft
gründlich absuchten, um den sonderbaren Missetäter
aufzuspüren. Auch unter den Augen der Polizisten flogen Steine
und zerstörten die Fenster. Als Wächter verblieb ein Gendarm,
weil am Donnerstag das Treiben von 6,45 Uhr morgens bis
10 Uhr nachts dauernd fortgesetzt wurde und die Steine mit gewisser
Sicherheit selbst bei der nächtlichen Dunkelheit die
Scheiben trafen. Auch am Freitag Morgen begann der zerstörende
Spuk, wo 25—30 Steine aus einer Entfernung von
150—200 m herzukommen schienen. „Das ist ein schlechter Spaß
eines Verrückten", riefen die Gebildeten. Erst \0V2 nachts hörte
Freitags der Steinregen auf, um am Samstag um 6 Uhr aufsNce
einzusetzen. Es waren Steine in der Größe einer Nuß bis zur
Dicke einer Faust Ein Kieselstein blieb gaf in einer ganz gebliebenen
Fensterscheibe stecken. Der Kapitän mit dem Staatsanwälte
beobachteten von einem Fenster des oberen Stockwerkes
mit Feldstecher die Steinwürfe, suchten zu erforschen, aus
welcher Gegend, aus welchem Orte dieselben etwa mit einem Instrumente
, einem Katapulte, geschleudert würden. Sie fanden
keinen Anhaltspunkt und mußten ein Rätsel, ein Problem anerkennen
, wogegen Einsichtsvollere Koboldsspuk, etwas Dämonisches
und Übernatürliches, annahmen. Nicht zum ersten Male
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1915/0446