Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 441
(PDF, 159 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Kaindl: Geisteswissenschaft und moderne Kultur,

441

der natürlichen Zuchtwahl, der natürlichen Auslese, des Kampfes
ums Dasein usw. und ist bestrebt, das soziale Leben damit in
Ubereinstimmung zu bringen. Allerdings erinnern die Resultate
einer solchen Anpassung lebhaft an den ebenfalls streng gesetzmäßig
verlaufenden Absturz und Zusammenbruch des Zuges, wodurch
man auf die Vermutung geführt wird, daß man es in beiden
Fällen mit den natürlichen Konsequenzen eines falschen Verhältnisses
zu tun hat.

Seit Erweiterung unserer Naturerkenntnis und Anwendung
der materialistischen Prinzipien auf unser soziales Leben ist die
Entartung der Gesellschaft in beängstigender Weise vorgeschritten,
so daß Desorganisation und Anarchie zu befürchten steht Es
ist buchstäblich wahr, wenn der Dichter sagt:

Siehe! zerspalten in tausend Risse,
Taumelt die Menschheit in's Ungewisse."

(Wildenbruch.)

Vom Standpunkt des „Kampfes ums Dasein'* mag sich die
soziale Zwietracht und Verworrenheit scheinbar rechtfertigen
lassen. Was ist aber der „Kampf ums Dasein", daß er uns als
unabweichbare Richtschnur im sozialen Leben dienen soll? —
Der „Kampf ums Dasein"' ist eine Erscheinung, die aus dem in
den niederen Entwicklungsstadien prävalierenden Egoismus
resultiert. Mag die ihm konträre, aus sozialen Instinkten oder
aus ethischen Gefühlen entspringende Tendenz verhältnismäßig
auch noch schwach sein, so repräsentiert sie doch eine Tatsache,
die berücksichtigt werden muß. Außerdem verlangt das Gesetz
von der dualen Anordnung der Kräfte schon von vornherein die
Annahme einer Gegenkraft. —

Um den Zug während des Passierens von Bahnkurven in
richtiger Bahn zu erhalten und zu verhindern, daß er konvexer-
seits nicht aus ihr geschleudert wird, wird man, um die Prävalenz
der Fliehkraft über die Zentralkraft zu verhindern und beide
Kräfte im Gleichgewicht zu erhalten, die Zentralkraft durch eine
Neigung der Bahnkurve nach Innen zu erhöhen müssen.

Wie sich hier die regelmäßige Fortbewegung des Zuges von
der Erhaltung eines richtigen Verhältnisses zwischen zw;ei einander
entgegengesetzten Kräften abhängig zeigt, so erweist sich
der Fortschritt der Menschheit von dem richtigen Verhältnisse
zweier entgegengesetzter Potenzen abhängig; der antisozialen,
antimoralischen des Egoismus und der sozialen, moralischen des
Altruismus.

Die Wissenschaft hat, weil sie sich nicht, wie an dem ersteren,
die Nase daran stieß und weil bei ihr innere Erfahrung nichts
gilt und infolge. Abstumpfung des inneren Wahrnehmungsver-
mögens die dem Egoismus engegenwirkende Potenz bei ihr auch


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