Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 451
(PDF, 159 MB)
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Reich: Uber Zufall und was dazu gehört.

451

setzten der Reue und Niedergeschlagenheit, ja der Verachtung,
soweit sie sich auf religiöse Dinge beziehen, etwas anderes wie
Äußerungen des verstärkten oder verminderten Lebenstriebes?

Ph. : Ich glaube im Gegenteil, daß gerade hier Spinozas
Erklärung eine sehr glückliche ist.

0. : Und vielleicht können wir das auch von der Hoffnung
oder der Zuversicht sagen, die in religiösen Dingen eine so große
Rolle spielt. Denn die Hoffnung, soweit sie sich auf irdische
Dinge bezieht, dient doch eben der Förderung des Lebenstriebes;
um wieviel mehr jene Hoffnung, die sich auf ein Leben erstreckt,
das wir als die Erfüllung des irdischen anzusehen gewöhnt sind*.
Ist das nicht so?

T h : Das scheint mir allerdings auch so zu sein.

(Fortsetzung folgt.)

Über Zufall und was dazu gehört.

Von Dr. med. et phil. scient. et lit. Eduard Reich,
Universitäts-Professor der Philosophie,
zu Muiderberg in Het Gooi bei Amsterdam.

Bei genauerer Betrachtung des Werdens und Lebenslaufes
der Welten und Wesen begegnen dem Denker und Forscher zwei
Tatsachen, welche seinen Witz gewaltig auf die Probe stellen:
Zufall und Notwendigkeit. Wird er gebeten, sich zu entscheiden,
ob Zufall und Notwendigkeit^ oder Zufall oder Notwendigkeit,
so kommt ei in Verlegenheit und erkennt die Unmöglichkeit bestimmter
Entscheidung. Seit Jahrtausenden schon arbeiten an
letzterer die vortrefflichsten Geister, und noch ist die Frage nicht
entschieden. Es kommen stets nur Möglichkeiten heraus, und in
ausnahmsweisen Fällen nähert man sich der Wahrscheinlichkeit.
Zahlreiche Gründe sprechen für die eine und die andere Lösung,
und glaubt man, die Wahrscheinlichkeit zu haschen, so hat man
Unwahrscheinlichkeit erhascht.

Zufall kann sich ereignen, wenn die Vollziehungen der Weltgesetze
, aufeinander stoßend, unvermutete Erscheinungen veranlassen
und helle oder dunkle Notwendigkeiten zur Geltung ge-
langen. Hier scheint Berechnung zu walten, und vielen Erleuch-
teten will es vorkommen, als ob keine Berechnung waltete. Darüber
läßt endlos und mit immer neuen Gründen sich streiten.
Aber alles Behauptete ist zu widerlegen, und man hat es immer
mit geistigen Kaleidoskopen zu tun, die täglich verbessert und
täglich verschlechtert und schließlich über Bord geworfen werden.
Der Karambol der Weltgesetze läßt sich bejahen und verneinen,
die Möglichkeit seiner Annahme und Abweisung sich behaupten,
seine Berechnung durch höchste Macht sich glauben, aber n'chts
von alledem mathematisch zum Ausdruck bringen.


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