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452 Psychische Stadien. XLII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1915.)
Höchst interessant bleibt es jederzeit, sein Denken, Fühlen»
Wollen, Phantasieren und Manipulieren diesem Gegenstand zu
widmen; denn wir befinden uns in der Welt der Erscheinungen,
welche auf Seele und Organismus einwirkt und der beiden
Gegenwirkung erwartet wie bedarf. Es bedingt im großen
Weltenplane eine Erscheinung Se andere, und es löst jeder Einfluß
einen Gegeneinfluß aus. Hierauf beruht die ganze Mechanik
und Magik aller Kosmen und die Bedeutung, das Leben der
Personen, Individuen, in allen Kosmen, auf allen Himmelskörpern.
Aus den Normen des Makrokosmos und Mikrokosmos fließen
sämtliche Erscheinungen, welche der gesittete Mensch auf Notwendigkeit
und Zufall schreibt; man muß, um bei der letzteren
Beurteilung richtig anzufassen, die Gesamtheit dessen, welches man
Kosmos nennt, auf einmal in das Auge nehmen und sodann in
Seine ganzen Einzelheiten verfolgen. Dergleichen geht zumeist
über die Kräfte von Seele und Organismus; darum blieben so
viele Denker und Forscher vor den großen Hallen stehen, und
nur wenige traten ein, am wenigsten die hochfahrenden, eitlen,
herrschenden Mittelmäßigkeiten, welche die Kosmen ausschließlich
gepachtet zu haben glauben.
Wer von dieser Gattung nicht fähig war, nur zu den elementaren
Begriffen zu gelangen, setzte anstelle korrekter Begriffe
Phrasen und glaubte, hiermit das Salz der Weisheit erfunden zu
haben; doch bald war er enttäuscht, da nichts sich erzwingen
läßt, was die Menge der vorhandenen Kräfte überschreitet. So
nützlich Ehrgeiz innerhalb der vorhandenen Kräfte werden kann,
so gefährlich kann derselbe werden, wenn die Menge der seelischen
und organischen Energieen hinter dem erforderten Maße zurückbleibt
. In solchem Falle werden aus sonst ganz schätzbaren
Naturen Karrikaturen.
Es erschien kürzlich ein sehr interessantes Werk von P.
Camille Revel: „Lc Hasard, sa loi et ses consequences dans
les sciences et en philosophie, suivi d'un essai sur la metem-
psycose d'espece, basee sur les principes de la biologie et du
Magnetisme physiologique." Paris 1914. (H. & H. Durville.)
588 Seiten in 8() — welches Zufall und Seelenwanderung eingehend
studiert. Dieses Buch sei des genauem betrachtet. *j
Man hat es hier nicht mit einem Erzeugnis der Scholastik zu
tun, sondern mit der Geistesarbeit und Forschung eines freien
Denkers, bei dem auch die gewandtesten Klatscher, Mißgunstpriester
und Nörgler zu Leipzig*) und anderswo nicht finden
*) Was der hochgeschätzte Herr Verfasser mit diesem Ausfall
auf unsere gute Veriagsstadt, bezw. deren Universität eigentlich
meint, bleibt uns unerfindlich! — Red.
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