Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 461
(PDF, 159 MB)
Bibliographische Information
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„Wovon sich eure Schulweisheit nichts träumen läßt ..." 461

hier in der Ruhe des Lazaretts brummt und braust es mir ganz
Übel im Schädel.

Voraussichtlich komme ich in den nächsten Tagen auf Erholungsurlaub
heim, und ich darf Sie doch einmal besuchen?
Sie glauben gar nicht, wie ich mich darauf freue! Wie manches
Wort, das Sie zu uns gesprochen, und das nur gedächtnismäßig
festgehalten war, ist hier in der Seele lebendig geworden, wie
wenn ein Samenkorn sich zur Pflanze auswächst. Jetzt weiß ich
für mein ganzes Leben, daß Sie recht haben: Das Christentum
ist wirklich die „heldenhafte Form des Lebens'*. Ich muß Ihnen
persönlich die Hand drücken, denn durch das eine Jahr des
Krieges mit seinen fröhlichen und schauerlichen Erlebnissen und
durch unsern wiederholten schriftlichen Gedankenaustausch sind
wir Beide — ich darf doch so sagen? — uns im Herzen näher
gerückt, als während der Reihe von Schuljahren, wo ich zu
Ihren Füßen saß.

Und nun kann ich nicht umhin, Ihnen noch ein Beispiel von
dem zu geben, wovon, wie Sie sagten, sich unsre Schulweisheit
nichts träumen läßt. Ende März und anfangs April lagen wir im
Alarmquartier. Wissen Sie> was das heißt? Es bedeutet, hinter
der Front, in verhältnismäßig sicherer Stellung, als Reserve, jeden
Augenblick völlig gerüstet zum Vormarsch und zum Eingreifen in
den Kampf, das Gewehr zur Hand und alles bereitgelegt. Soweit
es uns möglich war, — ich durfte den Leuten nicht einmal
erlauben, die Stiefel auszuziehen, — machten wir es uns in
unsern Kleidern bequem. Wir lagen im stark gewölbten Keller
eines zusammengeschossenen Gutshofs, und die Feldküche sorgte
gut und reichlich für uns. Am letzten März verirrte sich sogar
ein größeres Faß Bier zu uns in die Unterwelt, und ich benutzte
die passende Gelegenheit und die gehobene Stimmung meiner
Leute, um ein paar schlichte Worte über Bismarcks Geburtstag
zu ihnen zu sprechen und uns allen eine glückliche Heimkehr zu
wünschen. Ich bemerke das ausdrücklich, weil das Datum im
folgenden Zusammenhang von Wichtigkeit ist.

Für den Rest der Nacht suchte die Mannschaft zu ruhen,
und wer es vermochte, schlief sich für ein paar Stunden Vorrat
an. Nun habe ich in meiner Kompagnie einen Mann aus einem
der großen rheinischen Industriebezirke, einen ruhigen,
nüchternen Menschen, dabei einen sehr brauchbaren Soldaten.
Er hat in der Heimat eine junge Frau und einen einjährigen
Jungen, die sein höchstes Glück sind und deren Bilder wir alle
schon haben bewundern müssen. Die Berichte vom Gedeihen
und Wohlergehen seines Knaben sind uns allen geläufig, wie
überhaupt jeder über die Familienverhältnisse des Andern auf
dem Laufenden ist.


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