Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 462
(PDF, 159 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1915/0470
462 Psychische Studien. XLII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1915).

Dieser Mann nun erzählte am folgenden Morgen — wir
konnten drei Tage in jenem Quartier liegen —, er habe ge-
träummt, daß es zu Hause bei ihm gebrannt habe, und er habe
deutlich gesehen, wie seine Frau den Jungen auf den Armen aus
der brennenden Wohnung herausgetragen habe. Er erzählte das
sehr anschaulich und mit solcher Ruhe, als ob er das Ganze entweder
nur für einen bedeutungslosen Traum hielte, oder als ob
der Traum ihm eine wirkliche Zuversicht gegeben habe, so daß
er über das Schicksal seines Kindes völlig beruhigt sein könne.

Nun kommt aber das Merkwürdige. Dieser Mann bekam
mit der nächsten Feldpost einen Brief von seiner Frau mit folgendem
Inhalt. In der Nacht vom letzten März auf den 1. April
hatte sie am Ofen ihres Wohnzimmers Wäsche zum Trocknen aufgehängt
und sich sodann im Nebenzimmer mit ihrem Jungen
schlafen gelegt. Mitten aus dem ersten Schlaf wurde sie plötzlich
geweckt, weil sie ihres Mannes Stimme hörte, der sie laut bei
ihrem Namen rief. Als sie erwachte, sah sie völlig deutlich im
Dämmerschein für einen Augenblick ihren Mann in feldgrauer
Uniform, wie beim Auszug, neben der Wiege des Kindes stehen.
Sie fuhr aus dem Bett auf, aber da war die Erscheinung auch
schon verschwunden. Die Frau aber merkte jetzt, daß das ganze
Zimmer voll Rauch war, weil die Wäsche am Ofen hell brannte.
Rasch rettete sie ihr Kind zu den Nachbarsleuten, mit deren Hilfe
es rasch gelang, den Zimmerbrand zu löschen.

Die Frau schloß den Brief — ich habe ihn natürlich lesen
müssen —, mit den Worten, sie habe die Gewißheit, daß ihr
Mann es sei, der das Leben des Kindes gerettet habe. Den Eindruck
dieses Briefes auf jenen Mann — dessen Seele während jener
Nacht bei Weib und Kind gewesen war —, und auf alle Leute
der Kompagnie, die von dem Traum ihres Kameraden wußten,
können Sie sich vorstellen. Das war ein Gegenstück zu meinem
seltsamen Erlebnis am Kanal, von dem ich Ihnen schrieb [s.vor.
Heft, S. 411 ff.].

Wie wunderbar übrigens ein Mensch behütet werden kann,
sehe ich an einem jungen Leutnant, der zwei Betten von mir liegt.
Er hat einen Kopfschuß bekommen; Einschuß links neben der
Nasenwurzel, Ausschußöffnung fast in der Mitte des Nackens.
Dem Manne fehlt nichts, er ist fröhlich, geht demnächst auf Erholungsurlaub
in die Heimat und freut sich heute schon, recht
bald wieder zu seinen Leuten zurückkehren zu können; seine
Kompagnie hängt mit rührender Treue an ihm. Bei seiner Verwundung
hat die Kugel, wie der Oberstabsarzt sagte, den
»richtigen Weg* genommen.**


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