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468 Psychische Stadien. XLII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1915.)
herangezogen worden. Die Wünschelrute soll in allen Fällen mit
Sicherheit die Stellen nachgewiesen haben, an denen das gesuchte
Geschoß sich befand. Nach der „Hag. Ztg." besitzt Dannert
verschiedene andere aus Metallen hergestellte Wünschelruten, die
in seiner Hand untrüglich das Vorhandensein von Metallen an der
Stelle nachweisen, auf welche die Wünschelrute reagiert.
Dannert behauptet, auch das Vorhandensein von Kohle, Petroleum
und Kali mittels der Wünschelrute nachweisen zu können. Ärztlicherseits
sind genauere Untersuchungen in der Angelegenheit ein-
geleitet worden.
b) „Der R u f.4* Unter dieser Aufschrift bringt „Das
deutsche Familienblatt: Welt und Haus** in Heft 47 (14. Jahrg.,
1915) eine fesselnde Erzählung von Wilhelm Lennemann, deren
uns vom freundlichen Einsender empfohlenen vollen Abdruck wir
nur deshalb ablehnen, weil aus ihrer Form nicht hervorgeht, ob
es sich nicht um freie Erfindung eines okkultistisch geschulten
Schriftstellers handelt. Ein Professor der Altphilologie ist mit
seinem einzigen Sohn, den er „Hannibal" getauft hat, zerfallen,
weil derselbe, anstatt des Vaters Fach zu ergreifen, sich der
strengen Zucht des letzteren durch die Flucht aus dem Gymnasium
entzogen hat, um Ingenieur zu werden. Er ist in Magdeburg als
einfacher Arbeiter in eine Maschinenfabrik eingetreten, wobei ihm
die liebende Mutter durch Vermittlung des Direktors noch den
Besuch des dortigen Polytechnikums ermöglicht hat. Gleich in
den ersten Tagen des Krieges hat er sich nun aber freiwillig gemeldet
und der Mutter regelmäßig von den blutigen Kämpfen,
zuletzt um die Lorettohöhe, geschrieben. Beim Vorlesen eines
Zeitungsberichts über einen neuen Durchbruchsversuch Joffre's
verspricht der jetzt geängstigte Vater seiner Frau, sich mit dem
„verlorenen**, von Gewissensbissen über den ihm bereiteten Seelenschmerz
gequälten Sohn auszusöhnen, wenn dieser „ihn rufen**
sollte. Während nun die Alten eines Abends in stummem Leid
ratlos beisammen sitzen, lauscht der Vater plötzlich mit vorgebeugtem
Kopf und schreit: „Hannibal, ja ich komme!**, indem
er den wehen Schrei eines Todwunden: „Vater** vernommen zu
haben glaubt. Er fährt schon an einem der nächsten Tage mit
einem Liebesgaben an die Front bringenden Auto in die Nähe
des Schlachtfelds, wandert von einem Verbandsplatz zum andern,
findet den Schwerverwundeten endlich in einem Lazarett und
bringt ihn in die Arme der beglückten Mutter, wo er dann erzählt
, im wilden Schlachtgetöse mit zerschmettertem Oberarm
und Schulter jenen Ruf wirklich ausgestoßen zu haben. Sinnend
spricht hierauf der tief ergriffene Vater: „Ob Dein Wort zu mir
gedrungen, oder ob mein Ohr hellhörig auf Deinen Ruf geworden,
weder der Theologe, noch der Wissenschaftler werden uns eine befriedigende
Antwort darauf geben können. Stellen wir uns vor
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