Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 480
(PDF, 159 MB)
Bibliographische Information
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480 Psychische Studien. XLII. Jahrg. 11. Heft. (November 1915.)

hölzernen Hallen aufgehängt, haben die Form eines Bienenkorbs
und sind mit Buchstaben und Bildern geschmückt. Ob es an
ihrer Form, der Art ihres völlig freien Schwebens, am Guß oder
an der Art des Läutens liegt, weiß ich nicht, Tatsache aber ist,
daß man sich kaum etwas Lieblicheres und Ergreifenderes denken
kann, als wenn der Ton einei solchen Glocke aus einem nahen
oder fernen Tempelhain erschallt. Das Anschlagen erfolgt nicht
durch metallene Klöppel, sondern durch einen Schwebebalken,
der, seitlich der Glocke aufgehängt, mit seiner Spitze wuchtig
gegen ihre Außenwand geschwungen wird. Die Glocke in dieser
Weise anschlagen zu dürfen, welches als ein gutes Werk gilt, muß
man von dem Tempeldiener durch ein kleines Opfer erkaufen.
In dem anstoßenden Tempel hatte ich häufiger Gelegenheit, Zeremonien
beizuwohnen, welche mich stark an gewisse katholische
Gebräuche erinnerten, speziell die Art der Segenspendung und
der Gebrauch des Weihwassers unter Austeilung desselben vermittels
eines Wedels.

Ehe wir jedoch näher auf die Beschreibung der wichtigsten
Tempel von Kyoto eingehen (es gibt dort nahezu 900 buddhistische
Sanktuarien, z. T. allerdings verfallene, sowie etwa
90 offizielle Shintoschreine, in der näheren Umgebung derselben
jedoch zahllose, man spricht von 1000), welche dieser mehr als
1000jährigen Residenzstadt des Mikado den Namen des japanischen
Roms gegeben haben, wollen wir einen Blick auf die
Residenzen und sonstigen profanen Bauwerke und Kunstdenkmale
der Stadt richten.

In der nächsten Nähe meines Hotels liegt das neue Kaiserliche
Museum, ein hübscher Backsteinbau, mit hellen luftigen Räumen
und reichem Inhalt an Kunstgegenständen. Neben japanischen
sieht man hier auch sehr schöne Chinasachen, wie man cTenn
überhaupt in Kyoto chinesische Kunst besser studieren kann als
in China selbst, wo durch Kriege und Plünderungen das meiste
und beste verloren gegangen ist, während hier die Tempel, Paläste
und Museen eine Fülle von chinesischen Kunstschätzen aufgespeichert
haben. Neben schönen Bildern besitzt das Museum heirliche chinesische
Rotlacksachen, Perlmuttereingelegtes usw. Besonders interessant
ist die prähistorische und frühhistorische Abteilung, erstere wie
auch in Tokyo wenig umfangreich, letztere in Metallsachen schon
frühzeitig den Hang der Japaner zum Zierlichen, aber auch
Kleinlichen verratend, während die ältesten Töpferwaren, einfach
und schmucklos, als praktische Gebrauchsgegenstände erscheinen.
Graf Hochberg hat einen ganzen Schrank mit Porzellanen der
Berliner Manufaktur gestiftet.

Hinter dem Daibutsu liegt der Ohrenhügel, der viele tausende
Ohren enthält, die bei dem Feldzug des Hideyoshi den Koreanern
abgeschnitten wurden, ein bleibendes Denkmal japanischer Grau-


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