Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 481
(PDF, 159 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Frendenberg: Streif.ichter aul japanischen Kultus. 481

samkeit, Dem Hotel gegenüber steht das Denkmal Hideyoshis auf der
Spitze eines bewaldeten Berges, zu dem man auf 400 Stufen
empor steigt. Ohrenhügel und Grab sind mit einem plumpen
Obelisk von phallusartiger Form geziert, wenig der sonstigen Zierlichkeit
der japanischen Architektur und Skulptur entsprechend.
Auf diesen Ohrenhügel anspielend sagte ich eines Tages einem
Bonzen, der mir in dem jetzt als buddhistisches Kloster dienenden
Palast eines resignierten Mikados zahlreiche Kunstwerke als
Geschenke koreanischer Kaiser vorwies: „Ihr Japaner habt eine
eigene Art, eurer Dankbarkeit Ausdruck zu geben. Erst schneidet
ihr euren Wohltätern die Ohren ab, dann nehmt ihr ihnen ihr
Land ab.'* Der Priester quittierte mit einem Lächeln. Wer hätte
in diesem Augenblick gedacht, daß sich auch uns sobald die
japanische Dankbarkeit in Tsingtau im gleichen Lichte zeigen
würde? Ganz sterotyp ist dieses Lächeln der Japaner, man
möchte sagen, ihr einziger Gesichtsausdruck. Ob man sie lobt
oder schilt, sie lachen. Tritt einer dem andern auf den Fuß, sie
lachen, sie lachen beide. Ich sah fünf Arbeiter bemüht, einen
großen Steintrog von der Stelle zu schaffen. Sie schwitzten wie
die Bären und stöhnten vor Überanstrengung und Ermattung.
Endlich begriffen sie: es ging nicht. Kein Ausruf des Ärgers,
kein Fluchen. Sie stecken die glühenden Köpfe zusammen und
— lachen. Vielleicht glaubt man manchmal zu Unrecht,
daß sie aus Schadenfreude lachen. Möglicherweise ist es ein
Ausdruck des Bedauerns. Gewisses weiß man nie. Das macht
aber diese Leute oft so unheimlich.

Mit dem Tokyoer Erlaubnisschein besuchte ich den kaiserlichen
Palast, der, von einer doppelten Mauer umgeben, in einem
ausgedehnten Park liegt. Hinter der ersten Mauer liegt der
Sento-gosho, der Palast für abgedankte Kaiser, der einfach ausgestattet
, aber von einem prächtigen Landschaftsgarten mit alten
Bäumen, Felspartien und Wasserfällen umgeben ist. Der Hauptpal
st „Gosho" liegt innerhalb der zweiten Mauer. Nach Eintragung
in ein aufliegendes Buch geht es nun unter freundlicher
Führung durch eine ganze Flucht von Sälen. Der Thronsaal ist
eine weite hohe Halle, alles Holzwerk. An den Wänden Por-
träts, der Thron in der Mitte. Vom Hof führt eine elfstufige
Treppe heran, entsprechend den elf Rangstufen des Adels, während
in den Arkaden der drei Seiten des Hofes bei den großen Zeremonien
die Hof- und Reichsbeamten ihre Aufstellung finden.
Alle Räume sind höchst einfach gehalten, ihren Schmuck bilden
nur Wandbilder, Hängebilder, Wandschirme und Temperazeichnungen
auf geglätteten Holztüren, Tiere oder japanische
Landschaften darstellend, meist Kunstwerke von hohem Wert
Einen etwas verzeichneten Tiger entschuldigte der Führer — in
den kaiserlichen Palästen sind dies durchgehends angesehene, ge-


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