Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 483
(PDF, 159 MB)
Bibliographische Information
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Gr.: Telepathie in der Todesstunde, Todesahnung.

483

Eines Abends, es war kurz vor Ostern, hatte ich an meiner
Predigt gearbeitet, ging um elf Uhr zu Bett und schlief ruhig und
traumlos. Plötzlich wurde ich wach, da ich die Stimme meiner
Mutter zweimal ganz laut meinen Namen rufen hörte; und zwar
so deutlich, daß ich, wenn ich mich so ausdrücken darf, den Schall
noch körperlich im Zimmer nachklingen hörte. Sofort war ich
gänzlich munter und nicht wenig beunruhigt; deshalb stand ich
auf, obschon es erst gegen fünf Uhr und noch dunkel war und
nahm mir meine Predigt wieder vor. Um neun Uhr vormittags bekam
ich ein Telegramm meines Vaters, daß früh um fünf Uhr
meine Mutter gestorben war, und als ich zu Hause ankam, erzählte
mir meine Schwester, daß die sterbende Mutter unmittelbar vor
ihrem Tode wiederholt von mir gesprochen und gewünscht habe,
daß ich sie bald wieder einmal besuche; mit meinem Namen auf
den Lippen war sie gestorben. —

Über Vorahnung des Todes folgendes Erlebnis. In den
Jahren 1895—1900 war ich im hohen Vogelsberg angestellt. Die
Männer des Ortes gingen während des meist sehr schneereichen
Winters in den „Oheiwald* zum Holzfällen. In der morgendlichen
Dämmerung wanderten sie durch einen Hohlweg an meinem Pfarrhaus
vorbei, und da sie fast alle Mitglieder des Gesangvereins
waren, ließen sie trotz der oft grimmigen Kälte auf dem Hinweg
wie bei ihrer Rückkehr ihre mehrstimmigen Weisen ertönen. Besonders
erfreute mich Tag für Tag die Stimme eines gewissen
Johannes B.; denn er sang einen prachtvollen, klaren Tenor und
war infolgedessen gewissermaßen der Chorführer. Die Schar versammelte
sich täglich in der Art, daß derjenige Holzhauer, der am
äußersten Dorfende wohnte, an der Tür des nächsten, der natürlich
schon bereit war und auf den Abruf wartete, klopfte, sodann
bei dem folgenden, bis schließlich alle versammelt waren.

Eines Morgens nun, es war in der Weihnachtszeit, kam auf
dem Hinweg kein Lied zustande. Johannes B. hatte nicht mitgewollt
, weil er die Ahnung hatte, an diesem Tage würde ihn ein
Unglück treffen, und erst die Ermahnungen seiner jungen Frau
und der Spott seiner Kameraden bewegten ihn zum Aufbruch.
Sonst der fröhlichste und lauteste, ging er heute traurig und gedrückt
; er mochte auch nicht singen, „denn heute ist mein Todestag
**, wiederholte er mehrmals. Das alles haben seine Frau und
seine Arbeitsgenossen mir am selben Abend ausführlich erzählt.
Es ging jedoch alles wider Erwarten gut. Baum um Baum wurde
gefällt, das mitgebrachte Essen aufgewärmt und in der benachbarten
Schutzhütte eingenommen, dann gings wieder an die Arbeit.
Aber gegen Abend, als man schon bald Feierabend machen wollte,
stürzte ein bereits eingekerbter Baum ganz unerwartet nach der
falschen Seite und erschlug den jungen Holzhauer. —


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