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Philalethes: Ein klassisches Master metapsycb. Phänomene 487
Hause eingetreten, so daß das Mädchen zu mir sagte: „Jetzt
gehe ich nicht mehr zu meiner Mutter, es ist ja alles vorbei'*.
Gegen Abend jedoch ging die Unruhe von neuem los. Das Mädchen
begab sich nun auf Veranlassung seiner Dienstherrschaft
nach Hause.
Die oben geschilderten einzelnen Vorgänge wurden außer
von den bereits genannten Personen noch von vielen anderen,
ebenso aufgeklärten wie zuverlässigen Augenzeugen, z. B. Herrn
Lehrer Opitz, Bäckermeister Karl Fischer, Kaufmann Grau, Ökonom
Thauer, genau beobachtet."
Dr. Wolfram ist aber noch weiter gegangen und hat versucht
, eine Erklärung der Erscheinung zu geben, aber in dieser
Beziehung ist er leider sehr unglücklich gewesen. Er sucht die
Ursache des Phänomens in der Elektrizität, da die Gegenstände
des Unwesens mit entgegengesetzter Elektrizität geladen waren.
Das ist nun einmal die Sucht, alles Unerklärliche mit Od, Nervenfluiden
, Zerebration, Elektrizität zu erklären, gemäß dem Spruch:
„Was man nicht erklären kann, sieht man als elektrisch an.'*
8. Fall. Die „Augsburger Postzeitung** vom 16. Januar 1908
berichtete: „Die seltsamsten geisterhaften Erscheinungen tragen
sich, wie aus Ancona berichtet wird, im Hause des dortigen Ober-
Staatsanwalts Marracino zu. Es handelt sich nicht etwa um
einen Aberglauben betörter Menschen, sondern um Phänomene,
mit denen sich Männer der Wissenschaft ernstlich beschäftigen.
In unbewohnten Zimmern standen Möbel stets anders als zuvor,
in der elektrischen Uhr schlägt es ununterbrochen die Stundenreihe
herab, vorwärts und rückwärts, obwohl Marracino die
Batterie zerstört hat. In der Nacht regnet es einmal Wasser, einmal
Milch, einmal Wein, auf den Möbeln erscheinen Äpfel,
Birnen und Trauben. Ein kleines Mädchen, die Tochter
Marracino's, ist einzig und allein imstande, das Obst zu sammeln.
Mehrere Birnen wurden von dem Oberstaatsanwalt selbst in das
Büffet gelegt und verschlossen. Morgens waren sie verschwunden.
Die wissenschaftliche Untersuchung der Vorgänge hat noch kein
Resultat ergeben; mehrere Professoren neigen aber der Ansicht
zu, daß die Trägerin der Phänomena das kleine Mädchen ist.
Der Vorsitzende der Anwaltskammer, Ravizza, hat die Ergüsse
von Wasser, Milch und Wein, die aus der Wand zu kommen
scheinen, mit angesehen. Die Ingenieure Valentini und Matteuce
haben das ganze Gebäude durchforscht, ohne Verdächtiges zu
finden. Dr. Angiolani, ein Chemiker, untersuchte die gespendeten
Stoffe und bezeichnete z. B. den Wein als ganz reinen Wein, wie
er in Italien gar nicht angetroffen werde. Es versteht sich, daß
ganz Ancona in größter Aufregung ist.**
9. Fall. Das „Echo du Merveilleux** (Paris, Febr. 1912)
berichtete von einer Näherinstube, worin einen Monat lang die
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