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488 Psychische Studien. XLII. Jahrg. 11. Heft. (November M5.)
Nadeln, Fingerhüte und schwere Gegenstände abhanden kamen.
Ein 16jähriges Mädchen, Ralfo aus S. Michel de Maurienne,
• wurde für das Medium gehalten.
III. Dr. Caesar Lombroso und seine Abhandlung
über Spuk, Klopftöne, Apporte usw.
Gleich dem Universitätsprofessor Dr. Zöllner, Dr. Crookes,
Dr. Wallace, Dr. Du Prel und zahlreichen Naturforschern ersten
Ranges war dieser berühmte Seelenarzt anfänglich als Darwinist
und Monist ein Bekämpfer des sog. Übernatürlichen, wurde aber
auch durch die Wucht der unerklärlichen und unwiderlegbaren
Tatsachen gezwungen, sich mit diesen wunderbaren Erscheinungen
näher zu befassen, sie zu studieren. In zahlreichen Büchern hat
er seine Forschungen und Ansichten niedergelegt, so besonders
in einem Werke: „Hypnotische und spiritistische Forschungen"
(Deutsch, Stuttgart, 1910). Im 12. Kapitel dort behandelt er die
Spukhäuser. In Turin allein besuchte er zehn solcher verwunschener
Häuser und suchte die Uisachen zu ergründen, de
Erreger herauszuklügeln. Da er aber die Erscheinungen des
Hypnotismus, des Spiritismus und der Suggestion durchstudiert
hatte, wollte er, da er dabei soviel Raps, Injekte, Apporte, Klopftöne
usw. bei den Trancezuständen der Medien feststellte, auch
die eigentlichen Spukphänomene überall durch Medien in Spuk-
häusern herausfinden. Bei vier solcher Turiner Häuser glaubte
er Medien als Ursache ansehen zu dürfen, bei den sechs anderen
aber fand er gar keine erweisbare Ursache auf. In einem Hause
schien ein hysterisches Mädchen Schuld und Ursache der Phänomene
zu sein, nach deren Verheiratung der zwei Jahre andauernde
Spuk tatsächlich aufhörte. Man hatte Wasserbesprengung,
Schellenläuten, trotz des Durchschneidens der Drähte, Versetzungen
von angenagelten Möbeln usw. beobachtet.
Lombroso behandelt im Kapitel 12 des genannten Werks
speziell die „Spukhäuser'*; er teilt sie in sieben Abschnitte ein,
und versucht nach wissenschaftlicher Methode „natürliche" Erklärungsversuche
nach seinen sonstigen Ansichten und Auffassungen
zu geben, die aber leider mißlungen, wie mit den Haaren
herbeigezogen, keineswegs maßgebend und ohneweiteres annehmbar
sind. Schon in der Einleitung bemerkt er, daß sie einen
wichtigen Beitrag zur Lösung des Problems der* Tätigkeit der Verstorbenen
nach dem Tode liefern. Sie würden den Phänomenen
der gewöhnlichen Medien ähnlich sein, wenn sie nicht spontaner
ohne greifbare Ursache und immer lokaler Natur wären, ein Haus,
ein Zimmer, eine Personengruppe angehen. Zu bemerken ist als
charakteristische Eigentümlichkeit, daß sie scheinbar zweck- und
ziellos, absurde Erscheinungen und Bewegungen, Möbel- und Geräteumstürzen
, Fliegen von Steinen und anderen Gegenständen
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