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516 Psychische Studien. XL1I. Jahrg. 11. Heft. (November 1915).
Ergebnis unserer Nachforschungen deckt sich mit den Mitteilungen
Rabenlechners. Das Gedicht stammt nicht von Hamerling; sein
wirklicher Verfasser ist unbekannt." — Uns scheint, solange der
Namen des Fälschers, bezw. des ersten Einsenders nicht festgestellt
ist, die „Mystifikation" noch nicht über jeden Zweifel erhoben zu
sein ; auch glauben wir, daß als Motiv „einer solchen wohl weniger
Gewinnsucht, als das boshafte Vergnügen am Irreführen gläubiger
Leser, bezw, eitle Sensationslust, oder auch die vom Geschichtsschreiber
Livius an den Griechen getadelte, heutzutage besonders
bei den Romanen stark hervortretende „Vaniloquentia" (Freude
am leeren Geschwätz, an schön klingenden Phrasen) anzunehmen
wäre. Liegt aber absichtliche Irreführung vor, so stimmen wir
der Schriftleitung der „Übers. Welt" vollkommen bei, die (Okt.-
Heft S. 343) dazu bemerkt: „Jedenfalls ist und bleibt es bedauerlich
, daß in so ernster Zei* mit derartigen Kriegsprophezeiungen
Unfug und mit Namen wie Hamerling, Geibel, Leuthold
u. a. Mißbrauch getrieben wird." *
C) Die Tätigkeit der Rutengänger hat, wie nach
derselben Quelle aus den Presseberichten hervorgeht, zur Zeit im
Felde auf allen Kriegsschauplätzen einen sehr großen Umfang
angenommen. An der Zusammenstellung arbeitet bereits, wie v» ir
hören, die Leitung des schon wiederholt genannten „Verbandes
zur Klärung der Wünschelrutenfrage". [Vergl. vor. Heft, K. N. a)
S. 466 ff.]
d) Gründung eines ungarischen psychologischen Laboratoriums.
— In Budapest ist laut Börsenblatt f. d. Deutschen Buchhandel
vom 6. Oktober 1915 vom ungarischen Kultusministerium ein
psychologisches Laboratorium zur Erforschung der Seele des
nervösen Kindes gegründet worden. Auch heilpädagogisch-
psychologische Untersuchungen sollen hier ausgeführt werden.
Der Vorgang verdient Nachahmung.
Literaturbericht.
Nachstehend besprochene Werke sind zu Origiualpreisen durch die Buchhandlung
von Oswald Matze, Leipzig, Lindenstraße 4, zu beziehen.
Bücherbesprechung.
Auguste Comte: Der Mann und sein Werk. Von Wilhelm Ostwald.
Leipzig, Verlag Unesma Gr. m. b H. 5 M. Leinbd. 6 M.
Der bekannte Vorkämpfer des deutschen Monismus hat in dem
vorliegenden Buche ein fesselndes, in die verborgensten Tiefen der
Entwicklung leuchtendes Bild vom Leben und Schaffen des Mannes
entworfen, dem er außerordentlich viel, wenn nicht das Entscheidende
in seinem eigenen Denken und Handeln verdankt. Dadurch,
daß der Verfasser sich nicht an die für Biographien übliche Beschreibung
der Aufeinanderfolge von Ereignissen und Zuständen im
Lebensgange gehalten hat, sondern mit Scharfblick und liebevoller
Hingabe die treibenden Kräfte in der Entfaltung des Lebens und
des Lebenswerkes aufspürte und diese, wie die den Lebensweg
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